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Bildergalerie

St. Lorenz in Alt-Schongau

Diese alte Kirche auf einer vorgeschobenen, halbrunden Terrasse über dem Flüsschen "Schönach" erscheint hier unter dem bekannteren Ortsnamen "Schongau", der ihr insofern zusteht, als der Welfen-Ort im oberen Lechrain, in dem sie um 1150 entstand, einst den Namen "Scongoe", entsprechend "Schönach-Gau" oder "Schongau" trug. Der heutige Ortsname "Altenstadt bei Schongau" ist also irreführend; besser wäre von "Alt-Schongau" die Rede. Erst die Wittelsbacher verlagerten, nachdem sie 1269 die Macht über Ort und Region übernommen hatten, den Ortsnamen auf die von ihnen errichtete "neue Stadt Schongau auf dem Lechumlaufswerk" und stuften den eigentlichen Ortskern zur "alten Stadt" herab, um die frühere welfische Tradition zu schwächen und ihre Hegemonialansprüche zu untermauern.

Die aus großen, sauber zugerichteten Tuffsteinquadern errichtete Kirche wurde um 1150 vis--à-vis der Welfenburg auf dem Burglachberg an der einstigen römischen Heer- und Handelsstraße "via claudia" errichtet. Von Anfang an wies die Chorturmkirche ein Profangeschoss auf. Kurz nach 1167 fiel die Kirche an den Templerorden, der sie gegen Ende des 13. Jahrhunderts wieder aufgab. Hinterher blieb sie über Jahrhunderte die Pfarrkirche von "Alt-Schongau". Erst im Jahr 1811 wurde sie profaniert und in ein Wohnhaus umgewandelt, dabei die gemauerte Empore und der Chor (dessen einstige Dimension durch Grabung gesichert werden konnte) mit einem darüber gebauten, barocken Glockenturm abgebrochen und eine Gruft oder Krypta ausgehoben.

Es folgen zunächst drei Aufnahmen vom Juni 2015:

Ostfassade des Kirchenschiffs: Gut erkennbar ist die Dachkante des einstigen Presbyteriums, darüber der Kantenriss des vormals übergebauten, vermutlich barocken Glockenturms. Durch diesen Eingriff erklären sich auch die vielfachen Nachbesserungen der Fassade und des nördlichen Giebelfeldes durch Bruch- und Backsteine. Ob der zum Chordachgeschoss und Glockentrum führende Obereingang ursprünglich ist, muss dahingestellt bleiben. An der Nordostecke des Kirchenschiffs sind oben an der Traufkante die Reste eines abgebrochenen romanischen Kragsteins erkennbar. Pendants, hier nicht sichtbar, befinden sich an der Westseite.

Südfassade mit kleinem Trauf-Fenster und weiteren Licht- und Luftschlitzen, die die einstige Obergeschossigkeit belegen. Auch wenn hier mit Backsteinen nachgebessert ist, gehört der seitlich ans Fenster anschließende Wandstreifen zur Ursprungskirche. Dies belegen ein weiteres Westwandfenster in dieser Höhe, außerdem der Höhenbezug zu den seitlichen Kragsteinen des 12. Jahrhunderts, die einst eine Holzdachrinne trugen. Solche Kragsteine waren bei derartigen Kirchen in der Regel deutlich unterhalb der Traufkante des profanen Obergeschosses angebracht (vergl. Kirche von Katzberg bei Cham).

Komplett im Original erhaltene Westfassade der Kirche, mit beiderseitigen Kragsteinstummeln. Hohes Giebelfensterchen. Ein potentieller Hocheinstieg ist wegen des Überwuchses nicht erkennbar, hier an der Steilkante zur Schönach allerdings auch nicht anzunehmen. Ein Obergeschossfenster ist komplett zugewachsen (siehe unten).

Detail der Ostfassade: Gut erkennbar sind Form und Spannweite des einstigen Chorbogens, rechts oben auch der Ansatz des einstigen Chordaches. Über der Tür prangt eine Tafel des 19. Jahrhunderts: "Skt. Lorenz, älteste Pfarrkirche von Altschongau. Blieb ein Gotteshaus bis 1810."

Externe, frühere Aufnahmen:

Gesamtaufnahme zu anderer Jahreszeit.

Auch an der ansonsten glatten Westfassade findet sich im Bereich des Profangeschosses über dem ehemaligen Kirchenraum ein Fensterchen mit niedrigem Sturz, auf dieser früheren Aufnahme besser zu erkennen als auf obiger vom Juni 2015, auf der es wegen des vollständigen Überwuchses nicht mehr zu erkennen ist.

Historische Aufnahme von 1877: Sie zeigt im Bereich des vormaligen Profangeschosses eine ganze Reihe von Luftschlitzen, außerdem den Durchbruch zum Chordach in der Höhe. Wie an der Westfassade (Bilder oben) finden sich hier auch einige Gerüstlöcher aus der Zeit der Erbauung.