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Der geschichtliche Hintergrund:

Einzelne Landkirchen und ihre Nähe zu den Pabonen

Bei folgenden Einzelkirchen mit Profangeschoß gelang es durch Analogieschlüsse der genannten Art, insbesondere aus der Umschichtung örtlicher Besitz- und Herrschaftsverhältnisse zu Beginn des 13. Jahrhunderts, etwas Licht ins Dunkel zu bringen und auf die Impulsgeber für den Kirchenbau im 12. Jahrhundert zu extrapolieren. Selbst wenn die Gebäude im Einzelfall weit von der Burggrafschaft Regensburg entfernt liegen und Dokumente mit Beweischarakter fehlen, stößt man dabei immer wieder auf Spuren der Pabonen. Wir achten auf immer wiederkehrende Phänomene und teilen grob in vier Gruppen ein, wobei sich diese vereinzelt durchmischen:
  • Kirchen an oder auf Allodial- oder Lehensbesitz der Pabonen - Ministerialensitze
  • Kirchen an oder auf Besitz von St. Emmeram,
  • Kirchen im Bistum Eichstätt,
  • Kirchen in Südbayern und in den Alpen.

Kirchen an oder auf Allodial- oder Lehensbesitz der Pabonen - Ministerialensitze

Romanischer Traufstein mit Rundstab, Platte, Tierplastik an der Kirche von Ilmendorf
Die baulichen Analogien der Kirche von Aicholding zu den benachbarten Kirchen von Deising, Baiersdorf und Ilmendorf in Form eines Traufsteins mit Stab (in Ilmendorf mit zusätzlicher romanischer Tierplastik) und ihre Verwandtschaft mit anderen Kirchen des Donaugaus verweisen auf eine gemeinsame Bautradition. Deising war Filialkirche von Altmühlmünster, gehörte also zu dem Kloster, welches Landgraf Otto II. von Stefling und Burggraf Heinrich III. von Regensburg laut im Jahr 1167 dem Templerorden übereignet hatte. Sämtliche Kirchen stehen in enger räumlicher Beziehung zum Stammsitz der Pabonen in Riedenburg. Dasselbe gilt für die kleinen Kirchen von St. Bartlmä und St. Peter in Töging. Wenngleich sich darüber kein Dokument erhalten hat (bzw. die Dokumente darüber vernichtet sind), ist anzunehmen, dass all diese Kirchen und Ministerialensitze mit den Pabonen von Riedenburg in Zusammenhang stehen [01].

In der späten Genealogie der Pabonen findet sich ein Sohn Burggraf Heinrichs III. aus zweiter Ehe, der sich nach seinem Sitz "Otto Burggraf von Rohrbach" (bei Kallmünz) nannte [02]. Die Kapelle Maria Hilf des schon Mitte des 13. Jahrhunderts abgegangenen, heute noch an Halsgräben erkennbaren Burgstalles Rohrbach ist erhalten und zeigt trotz barocker Umformung die typische Disposition einer Kirche mit profanem Obergeschoß. Rohrbach, ein altes Bischofslehen der Pabonen, fiel nach dem Tode Ottos - durch Einheirat seiner namentlich unbekannten Schwester in die Hohenburger Grafenfamilie - in die Hände der benachbarten Grafschaft von Hohenburg-Wildberg-Poigen [03] und vereinigte sich so mit einer ganzen Reihe von Orten am linken Ufer der Lauterach, die trotz ihrer Nähe zum Zentrum der Grafschaft als ursprünglich zu St. Emmeram und damit zum Verwaltungskreis der Pabonen gehörig anzusehen sind (die Vesten Allersburg und Adertshausen, sowie die angegangene Burgkirche St. Leonhard und die noch erhaltene ehemalige Obergeschoss- und jetzige Friedhofskirche St. Salvator bei Hohenburg. Anfang des 13. Jahrhunderts ist Rohrbach erstmals als Besitz der Hohenburger dokumentiert, wobei jedoch wahrscheinlich der vormalige Pabonensitz am Berghang bereits verwaist war. Burg und Dorf Rohrbach fielen schließlich mit großen Teilen der Grafschaft Hohenburg, die Burg Hohenburg selbst, auch Adertshausen, dann der Hohenburger Vormarkt Altach mit St. Salvator sowie Burg und Kirche von Allersburg, 1242/1243 an das Hochstift Regensburg, da eine schon um 1210 vertraglich zugesicherte Übertragung wegen eines fehlenden Stammhalters der letzten - wohlgemerkt pabonischen - Gräfin von Hohenburg und der im Interim von Regensburg noch als Rechtsnachfolger der Grafen anerkannten Markgrafen von Hohenburg nach deren Aussterben schließlich rechtskräftig geworden war [04]. Die Zugehörigkeit zum Hochstift Regensburg bestand bis zum Jahr 1810.

Die eingangs besprochene Kirche St. Ägidius in Schönfeld ist urhebermäßig nicht dokumentiert. Da sie im 13. Jahrhundert an das Hochstift Regensburg fiel, wird auch sie aus der Erbmasse der Pabonen gestammt haben. Ein im Jahr 1193 in der Regensburger Domurkundensammlung nachweisbarer "Arnoldus de Schoenenvelt" käme als Erbauer in Frage. Dass es sich dabei um einen vormals Unfreien handelt, halten wir eher für unwahrscheinlich, selbst wenn dieser Arnold von Schönfeld identisch wäre mit jenem "homo" Arnold, welcher von der Landgräfin Richardis von Stefling an das Stift Obermünster im Rahmen ihrer Besitzauflösung (mehr hierzu im biographischen Teil der Arbeit) übertragen wurde [05]. Wenn Arnolf von Schönfeld 1205 den Vergleich zwischen Bischof Konrad von Regensburg und Herzog Ludwig dem Kelheimer bezüglich des Pabonenerbes und 1210 das Testament der Gräfin von Hohenburg zugunsten des Bischofs von Regensburg zusammen mit vielen anderen der neuen Ministerialen des Bischofs unterzeichnete, dann ist das auf jeden Fall ein dringendes Indiz für eine frühere Vasallität gegenüber den Pabonen [06]. Schönfeld liegt im Gemeindegebiet von Wald, welches bereits seit Burggraf Heinrich I. zum Pabonenland zählte und 1071 durch einen anderen Pabonen, Bischof Otto von Riedenburg, dem Konvent St. Emmeram übertragen worden war [07]. Fast in Sichtweite von Schönfeld befinden sich Burgstall und Kirche von Lichteneck [08], wo im 12. Jahrhundert nachweislich Ministerialen der Pabonen saßen, ebenso wie im nahen Süßenbach oder in Regelsmais, einer Malstätte Burggraf Ottos I. [09]. A. Schmid wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass wohlklingende Namen wie Schönfeld, Lichteneck, Süßenbach speziell Gründungen der Pabonen anzeigen - ein Phänomen, welches wir bei unserer Recherche auch andernorts immer wieder bestätigt fanden [10]. Das gesamte Tal, das von Donauwörth in den bayerischen Vorwald hinauf über Zell und Michelsneukirchen in Richtung Roding ansteigt, gehörte einst zum Kerngebiet der Burg- und späteren Landgrafschaft Stefling.

Auch die donaunahen Kirchen in Tiefenthal, Zinzendorf, Krumbach, Obermiethnach, Unterzeitldorn und Weiher lassen sich dementsprechend zuordnen. Die Kirchen stehen quasi im Schatten des Ministerialensitzes von Saulburg. Die Saulburger sind seit dem 12. Jahrhundert urkundlich bezeugt; sie lagen im 13. Jahrhundert wiederholt im Streit mit dem Hochstift Regensburg und dem Herzog von Bayern, wegen eigenmächtiger Übergriffe auf deren Leute [11]. Diese Aufsässigkeit verweist auf eine frühere Ministerialität unabhängig von Herzog und Bischof, also wiederum recht eindeutig zugunsten der Burggrafen von Regensburg/Landgrafen von Stefling. Das Tal von Krumbach und die Gemarkung von Weiher markieren demzufolge die äußerste Ostgrenze der früheren Grafschaft gegenüber der Grafschaft Bogen, der keine einzige Obergeschoßkirche zugeschrieben werden kann.

Die Kirche St. Nikolaus in Haugenried liegt an einem für die Errichtung eines Edelsitzes besonders geeigneten Jura-Abhang. Ob einst ein Ansitz bestand, ist nicht bekannt. Dem Volksmund nach wurde die Kirche um 1150 von Bergleuten errichtet, was insofern falsche Assoziationen nach sich zieht, als damit nur die Bauleute, aber nicht die Stifter gemeint sein können. Zu beachten ist jedoch, dass in nur 750 m Entfernung der Weiler Rammelstein liegt. Die Rammelsteiner waren Ministerialen der Burggrafen von Regensburg und unterhielten als solche später auch die benachbarte Höhlenburg Loch [12]. Diese Leute waren aller Wahrscheinlichkeit nach auch für den Haugenrieder Kirchenbau verantwortlich. Nur 5,4 km Luftlinie nördlich von Haugenried lag ein weiterer Pabonensitz, die Festung Durchelenburg, welche 1205 als deren Erbe an das Hochstift Regensburg fiel (heute Burgstall bei Türklmühle an der Schwarzen Laaber). Nach dem Aussterben der Pabonen fiel das Dorf "Havgenrevt" (Haugenried) zusammen mit den "dörffer des gerihtt des hertzogen" "Taevwerling" (Deuerling), "Stainbruck" (Steinerbrückl, Burgstall Egelsburg), "Eichenhoven" (Eichhofen, Burg Loch), "Thunnhausen" (Thumhausen), "Hergershoven" (Irgertshofen), "Haimperch" (Heimberg) und "Hulloch" (Hillohe bei Deuerling) - alles ehemalige Pabonensitze - an Herzog Ludwig den Kelheimer.

Das Kirchdorf Oberweiling bei Velburg war schon im Jahr 1002 durch eine Schenkung Kaiser Heinrichs II. an Regensburg gefallen. Als 1003 nach der Empörung des Babenbergers Heinrich der Nordgau zersplittert wurde, erhielten die Burggrafen von Regensburg die sog. Westermannmark mit ihren Grenzburgen Parsberg, Lupburg, der Adelburg und anderen befestigten Orten, darunter auch die Dorfgemeinden Klapfenberg und Oberweiling. Der Ort Oberweiling mit seiner Kirche St. Maria, aufgrund ihrer Disposition im 12. Jahrhundert an einem Herrensitz errichtet, fiel im Jahr 1224 an Herzog Ludwig den Kelheimer, vermutlich im Rahmen der Auseinandersetzung des Pabonen-Erbes. Zuvor soll laut Freiherrn von Löwenthal unter Mitwirkung der Burggrafenfamilie in Oberweiling eine Templerkommende errichtet worden sein [13]. Dies wurde mangels beweisender Dokumente immer wieder in Frage gestellt, gewinnt aber dadurch an Wahrscheinlichkeit, dass nach Abzug der Templer (noch vor ihrer endgültigen Aufhebung in Bayern 1315-1318) in Oberweiling tatsächlich ein Klosterbesitz nachweisbar ist. Dieser ging 1307 mit dem Patronatsrecht der Kirche an das Kloster Waldsassen über und mündete exakt im Jahr 1315 in eine neue Stiftung [14].

Inzwischen konnten wir nachweisen, dass die Ansiedlung der Templer nicht nur dem Nordgau, sondern auch im Lechrain stattfand und eine Aktion von höchster politischer Tragweite war. Federführend waren dabei der Pabone Heinrich III. von Regensburg sowie Herzog Welf VI., die sich zu einer antistaufischen Allianz zusammengeschlossen hatten. [Link] Diese Schlüsselfiguren des 12. Jahrhunderts und die Hintergründe ihrer Aktivitäten werden in den nächsten Kapiteln noch ausführlich besprochen.

Zu den Unterstützern der Pabonen in der nordwestlichen Westermannmark, die eng in die Templer-Ansiedelung involviert waren, ja selbst etliche Tempelritter stellten, zählen die von den Ehrenfelsern abstammenden Frickenhofer. Unter ihrer Obhut dürfte nicht nur eine Obergeschosskirche in Klapfenberg, sondern auch in Wiesenacker und an anderen Standorten errichtet worden sein, wobei sich jedoch hier das bauliche Substrat leider nicht erhalten hat. Gut möglich, dass die Frickenhofer auch in Oberweiling die Arbeiten vor Ort besorgten. Ansonsten finden sich heute im Gebiet der Westermannmark noch einige Obergeschosskirchen, z. B. in Schrotzhofen oder Schwarzenthonhausen, die auch dem Pabonenkreis zuzuschreiben sind.

Mittelteil des im Aventinus-Museum Abensberg ausgestellten Babo-Triptychons. Es zeigt links Graf Babo mit seinen 32 Söhnen und rechts seine 2 Frauen und 8 Töchter. Die von Johannes Aventinus promovierte Sage über Graf Babo und seinen zahlreichen Nachwuchs erfreute sich in Bayern einer hohen Beliebtheit bis in die Neuzeit hinein.
Die Pabonen waren in agnatischen und kognatischen Verbänden auch im Kels- und westlichen Donaugau, in Abensberg und Abenberg, auf Burg Randeck im Altmühltal und Burg Rottenegg bei Geisenfeld, in und bei Kühbach [15], von wo sie abstammten, an den Flüsschen Abens, Paar und Ilm herrschaftlich vertreten. Genealogische Einzelheiten sind wegen der spärlichen Befundlage kaum zu klären. Die Verwandtschaft mit der Sagengestalt des "Grafen Babo von Abensberg und seinen 32 Söhnen" ist nicht so abwegig, wie in der Vergangenheit häufig behauptet; sie wird auch neuerdings wieder vermehrt von seriösen Historikern ins Auge gefasst [16]. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf den historischen Stammbaum der Familie von 1598, der trotz etlicher Fehler im Detail in groben Zügen die Generationenabfolge und die Familienzusammenhänge trifft. [Link]

Es fällt ins Auge, dass gerade in den Kerngebieten der Pabonen im Bistum Regensburg südlich der Donau, vor allem im Bereich der heutigen Hallertau, besonders viele Obergeschoßkirchen stehen. Im Einzelnen handelt es sich um die Kirchen von Raitbach, Ottersried, Gundelshausen, Piedendorf, Thonhausen, Ebrantshausen, Haunsbach, Rannertshofen, Ilmendorf, Gasseltshausen, Hebrontshausen, Ainau, Unterwangenbach, Neukirchen bei Train, Obermantelkirchen, Hiendorf, Weißendorf, Hepberg, Hofstetten, Geibenstetten, Mühlhausen und Sandharlanden.

Am südlichsten Ende der Hallertau, in Nähe der Kirchen von Ottersried und Raitbach und in einem Winkel der Diözese Regensburg hart an der Grenze zu den Bistümern Freising und Augsburg gelegen, stößt man auf eine Kirche, die baulich ein derart schönes Einzelexemplar darstellt, dass sie in einem der Vorkapitel gesondert beschrieben wurde: Die Kirche St. Peter in Griesbach, bei Pfaffenhofen an der Ilm. Dieser Bau stellt auch in historischer Hinsicht einen Sonderfall dar:

Die Quellenlage deutet nämlich darauf hin, dass es sich bei Griesbach - die mittelalterliche Bezeichnung für einen Geröll schiebenden Bach - um einen Ministerialensitz der Grafschaft Scheyern-Wittelsbach handelt, wobei jedoch aufgrund der erhaltenen Zeugenlisten innerhalb dreier Urkunden des 12. Jahrhunderts (in den Traditionen der Klöster Scheyern, Neustift bei Freising, Indersdorf) [16a] schnell klar wird, dass bei einem Teil der Zeugen, vor allem bei den erwähnten Griesbachern Engilmarus, Amelbrecht, Ulricus und Gotfridus eine Doppelministerialität oder zumindest eine enge Beziehung zu den Regensburger Pabonen vorliegt (z. B. Assoziation mit dem edelfreien Pabonen-Verwandten Hoholt von Wolnzach, die Pabonen-Ministerialen Eberhard und Engelhard von Lobsing). Die bezeichnendste dieser Urkunden betrifft die Schenkung eines Weinberges bei Regensburg an das Hauskloster der Wittelsbacher, Scheyern. Die Schenkung vollzieht um 1140 wiederum der pabonische Burggraf Heinrich III. von Regensburg, wohl unmittelbar nach seiner Amtsübernahme in Regensburg, noch zu Lebzeiten seines Vaters Otto I., der in der Urkunde als lebend erwähnt wird (wenn nicht der Bruder Otto gemeint ist). Als Notar und Treuhänder fungiert der mit den Pabonen versippte, edelfreie Heinrich von Siegenburg. Es handelt sich um eine Urkunde, welche die bereits andernorts erwähnte Konzilianz des Pabonengeschlechts zu den benachbarten Grafengeschlechtern und Kirchen - hier Grafschaft Scheyern-Wittelsbach und Kloster Scheyern - besonders anschaulich macht.

Die Griesbacher St.-Peters-Kirche scheint übrigens direkt an der Bistumsgrenze zwischen Augsburg und Regensburg errichtet worden zu sein, allerdings im Gegensatz zu heute noch einige Meter innerhalb des Regensburger Diözesangebietes. Bei Dehio wird der Backsteinbau ins 13. bis 15. Jahrhundert datiert - eine insgesamt zu späte Datierung, wie wir bei der Kirchenbeschreibung weiter oben nachweisen konnten. Sollte es sich um einen Bau handeln, der an der Wende von 12. zum 13. Jahrhundert entstand, was viel wahrscheinlicher ist, so haben wir ein besonders originelles und kunstgeschichtlich wertvolles Exemplarium einer romanischen Landkirche mit Profangeschoß vor uns, das dem Gusto seines Baumeisters nach zusätzlich zu den traditionellen romanischen Stilelementen bereits solche der Frühgotik trägt und dennoch dem Ideenraum der Pabonen des 12. Jahrhunderts zuzuordnen ist. Dass sich u. E. die Grafen von Scheyern selbst nicht um die Propagierung derartiger Kirchen in ihren Kernlanden bemühten, haben wir bereits an anderer Stelle betont.

Machen wir nun einen Schwenk von der südlichen Hallertau in die mittlere Oberpfalz:

Wenn man sich auf die Spuren der ersten Generation der Pabonen bzw.des legendären Grafen Babo begibt, wird man vor allem im Westen der mittleren Oberpfalz fündig. Wir wollen, wenngleich wir damit vorübergehend den Pfad der Obergeschoßkirchen verlassen, der Vollständigkeit halber einige Eckpunkten kurz anführen, zumal dies hilft, die pabonischen Einflusszonen besser zu verstehen:

Auf einer Strecke, die von Sulzbach-Rosenberg über Amberg, Freudenberg und Wolfring bis nach Schwandorf führt, findet man reichlich Spuren, die den Mythos der Pabonen untermauern, und wenigstens in einen Fall gelingt der handfeste Beweis ihrer Existenz in der Region.

In Siebeneichen bei Sulzbach-Rosenberg soll einst pabonischer Gerichtsort (1154 ersterwähnt) "unter den sieben Eichen" bestanden haben, der Graf Pabo (+ um 1020) am Herzen lag: Er selbst und/oder zwei seiner Söhne sollen hier begraben sein [17]! Der Ort lag im späteren Mittelalter an einer Fernhandelsstraße, welche von Zentralböhmen nach Nürnberg führte und vor allem der Eisenproduktion im Sulzbacher Land diente. Die Bedeutung dieser Trasse wird sich gerade im 11. Jahrhundert entwickelt haben. Der Sage nach sollen auch Amberg und Schwandorf pabonische Gründungen an dieser Trasse sein.

Der wohlklingende Ortsname "Siebeneichen" und ein Gemälde aus der abgegangenen Kapelle St. Barbara in Siebeneichen, welches heute etwas deplatziert im Stadtmuseum Sulzbach hängt und Graf Babo und seine Nachkommen darstellt, unterstützen die Annahme, dass in dieser Sagensträngen ein historisch wahrer Kern steckt: Kaiser Heinrich II. hatte das von ihm gegründete Bistum Bamberg in großem Umfang mit Reichsgut in dieser Gegend beschenkt und er könnte selbstredend Babo und/oder seine Söhne um 1008 bis 1010 damit belehnt haben.

Die vergessenen Gründungen des Grafen Babo und seiner Söhne im Sulzbacher Land, welche alle an der besagten, wichtigen Eisenhandelsroute zwischen Nürnberg und Prag lagen, könnten um 1384 vom Sulzbachischen Landrichter Johann von Abensberg ausgegraben und wiederbelebt worden sein. Möglicherweise ist auf diesen Mann das Tafelgemälde von Siebeneichen und vor allem dessen Inschrift zurückzuführen, welche, wenngleich sie Zeitpunkte und Generationen verwechselt, durchaus historische Kernwahrheiten enthält. So ordnet z. B. die Inschrift den sog. "Erfurter Latrinensturz" einem Sohn Graf Babos zu. In Wirklichkeit fand dieser erst im Jahr 1184 statt, aber zu Tode kam damals mit Graf Friedrich I. von Abenberg tatsächlich ein Pabonenspross! Dass es in einer Zeit nahezu ausschließlich mündlicher Tradition zu chronologischen Verwechslungen der genannten Art kam, wird man jedenfalls dem Gemälde und seinen Urhebern nicht anlasten und schon gar nicht als Beweis fehlender Historizität werten können!

Heute ist von der Kapelle St. Barbara in Siebeneichen nur noch ein Portalbogen, in ein Wohnhaus integriert, erhalten, der auch auf dem Tafelgemälde dargestellt wird. Er stammt als ehemaliges Westportal nicht von einer Profangeschoßkirche, sondern laut Inschrift aus dem gotischen Bau des Jahres 1390.

Dem Gemälde zufolge soll Kaiser Heinrich II. dem Erstgeborenen Graf Babos namens Heinrich das Lehen Freudenberg übergeben haben, zu Füßen des sog. Johannisberges an einem der Quellzuflüsse des Fensterbaches gelegen [18]. H. Lassleben berichtet, dass der Johannisberg früher auch Heiligenberg hieß, weil auf seiner Spitze zwei fromme Söhne des Grafen Pabo - wohl seine Söhne Heinrich und Welcill oder Wecill - begraben seien. Der Urkataster von 1820 weist die Gemarkung entsprechend aus [19]. Heute ist von diesen Gräbern nichts mehr zu finden. Die Wallfahrtskirche auf dem Johannisberg stammt aus der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg.

Man mag diese mündliche Tradition Freudenbergs als "historisch unbeweisbar" abtun, zumal die Freudenberger erst im 13. Jahrhundert richtig aktenkundig werden (Hund referiert sie allerdings schon im 11. und 12. Jahrhundert), doch der lyrische Name des Ortes und seine abgegangene Turmhügelburg mit beistehender Kirche sind für eine frühe Pabonengründung geradezu idealtypisch.

Einen hieb- und stichfesten Beweis dafür, dass die frühen Pabonen tatsächlich in der Gegend beheimatet und begütert waren, liefert das nur wenige Kilometer abwärts des Fensterbaches gelegene Wolfring: In der Vorgängersubstanz der jetzigen Burg des Grafen Carl zu Eltz steckt zweifelsohne eine Pabonenburg, die bis ins 13. Jahrhundert existiert hat. Die Tatsache, dass Konrad III. von Laichling, Bischof von Regensburg, und Herzog Ludwig der Kelheimer um das "castrum Wolfheringen" heftig kämpften, ehe sich der Nachfolger des Bischofs Konrad IV. von Frontenhausen im Jahr 1205 in einem Vertrag mit dem Herzog einigte, lässt keinen anderen Rückschluss zu: Es ging damals ausschließlich um die Auseinandersetzung des Pabonenerbes [20]!

Gedenkstein für den Seligen Loybrigus an der "Langen Meile" zwischen Schwanddorf und Klardorf, angefertigt aus Sandstein und im Jahr 1826 aufgestellt vom Schwandorfer Stadtpfarrprediger und Kapuziner Cassiodor Franz Josef Zenger, ein zweites Mal errichtet 1885 durch Baron Wilhelm von Künzberg auf Fronberg, ein drittes Mal von J. Diener am 24. Juni 1919, ein viertes Mal vom Klardorfer Pfarrer Peter Wolz 2011.
Damit gewinnt auch die Kunde von Loybrigus, einem weiteren Sohn Graf Babos, an Glaubwürdigkeit: Einige Kilometer im Südosten von Wolfring, an der "Langen Meile" bei Schwandorf, stand einst eine Kapelle des Heiligen Sebastian mit einer Klause, in der Loybrigus heiligmäßig lebte und verehrt wurde. Das Kirchlein und die Klause des Loybrigus sind längst verschwunden. Aber ein zugehöriger Gedenkstein des beginnenden 19. Jahrhunderts, der zwischenzeitlich verloren war, wurde 2011 aufgefunden und restauriert, an idyllischer Stelle zwischen zwei renaturierten Baggerseen wiederaufgestellt und erinnert nun erneut auf der anderen Seite der Durchgangsstraße an den Pabonensproß der zweiten Generation. [21].

Selbst die Gründung der Städte Amberg, Schwandorf und Pfreimd wird mit vorbestehenden Pabonensitzen in Verbindung gebracht.

Natürlich findet man an all diesen geschichtsträchtigen Orten aus der 1. und 2. Pabonen-Generation keine Kirchen mit profanem Obergeschoß. Dies erklärt sich plausibel dadurch, dass die dortigen Kirchengründungen ins 11. Jahrhundert datieren und somit aus dem in Frage kommenden Zeitrahmen herausfallen.

Dagegen wird man in derselben geographischen Höhe auf der anderen Seite der Naab, am Lauf des Flüsschen Schwarzach bezüglich der Kirchen fündig, und das gleich dreimal:

In Altfalter an der Schwarzach (von althochdeutsch affoltra - bei den Apfelbäumen) stellt die Kirche St. Bartholomäus ganz eindeutig eine vormalige Obergeschoßkirche dar. Zwar ist das Profangeschoß über dem Schiff abgegangen, über der Rundapsis aber hat es sich erhalten. Hier wurde erst kürzlich eine schmale Luftscharte freigelegt. Die Edelfreien von Altfalter waren im frühen 12. Jahrhundert aller Wahrscheinlichkeit nach ein Familienableger der Wolfringer, denn mehrfach erscheinen sie zusammen mit diesen in den Urkunden. So testiert z. B. um das Jahr 1136 herum ein "Otto de Affoltere" zusammen mit "Wirint de Wolfheringen" in einer Weiheurkunde des Bamberger Bischof Ottos des Heiligen zugunsten des Klosters Ensdorf [22]. Fünfzehn Jahre später geschieht dasselbe in einer Schenkungsurkunde der drei Brüder Bruno, Ludwig und Rudger von Willhof für das Kloster Reichenbach (betreffend ein Gut in Pischdorf): "Conradus de Wolfheringen" fungiert zusammen mit "Otto de affolterin" als Zeuge. Und selbst im Wittelbachischen Urbar von 1326 werden die an sich deutlich auseinanderliegenden Orte Wolfring und Altfalter gemeinsam aufgeführt [23].

Die soeben erwähnten drei edelfreien Brüder dürften wiederum die Erbauer der Kirche St. Jakobus von Willhof sein. Es handelt sich um ein besonders schönes Exemplar einer Obergeschoßkirche, gebaut aus sorgfältig behauenen Granitgroßquadern, mit zwei typischen Hocheinstiegen, der eine davon als Freieinstieg ohne Pfostenlöcher. Eine Beziehung/Verwandtschaft dieser Brüder zum Pabonengeschlecht liegt im Bereich des Wahrscheinlichen, auch wenn der urkundliche Beweis fehlt. Die Brüder spendeten 1150 zugunsten des Klosters Reichenbach, des Familienklosters der Diepoldinger Markgrafen. Dass die Diepoldinger schon 1118 eine ganze Reihe früherer Pabonenlehen durch freiwillige Übertragung übernommen hatten, darunter vermutlich auch Hatzelsdorf, ein Ort mit einer weiteren Obergeschoßkirche, ist aktenkundig: In der betreffenden Urkunde Markgraf Diepolds III. sind die pabonischen Abtretungen expressiv verbis genannt: "Marchio Dietpaldus ... eundem locum, scilicet Richenbach et omnes ad eum pertinentes in manus Ottonis praefecti primo delegatas ab eo receperit... - Markgraf Diepold empfing den Ort Reichenbach und alle Liegenschaften, die dazugehörten und zuvor in die Hände des Burggrafen Otto I. gelegt waren, von diesem..." [24]. Bei diesen Übertragungen dürften im großem Umfang Lehen des Bamberger Domes betroffen gewesen sein. Gleiches darf man auch bei den Herren von Willhof annehmen.

Die hier aufgeführten Kirchorte des Schwarzachtales gehörten ab 1183 zur eigens neu gebildeten, relativ kleinen Grafschaft Altendorf (zwischen der Naab und Neunburg vorm Wald), deren Ausstattung und Lehen F. Tyroller ebenfalls durch Bamberger Vorbesitz erklärte [25].

Ähnliches dürfte auch für den Ort Friedersried mit seiner Obergeschoßkirche, Penting mit seinem erhaltenen romanischen Chor und das Friedersried benachbarte Fronau zutreffen - alles Orte, welche ebenfalls Kirchen aus dem 12. Jahrhundert besaßen, die möglicherweise einst ein Profangeschoß trugen, in dieser Arbeit aber nicht eigens aufgeführt werden.

Die Altendorfer Edelfreien scheinen wiederum in den erweiterten Familienkreis der Pabonen eingebunden gewesen zu sein, vermutlich schon seit der Zeit Graf Babos [26].

Diese Aufstellung endet mit der romanischen Kirche St. Jakobus im Vorort "Aign" von Neunburg vorm Wald. Die fälschlicherweise ins 11. Jahrhundert datierte "Urkirche von Neunburg" besaß einst ebenfalls einen Hocheinstieg und ein Profangeschoß. Die nachweisbaren Ortsadeligen - ein gewisser Volcholt und Heinrich, welche vermutlich auch bei der Errichtung der nachmaligen Feste Neunburg beteiligt waren -, zeigen in einer Urkunde des Klosters Prüfening ebenfalls eine gewisse Nähe zu den Pabonen: Sie verkaufen einen Hof in "Novlandestorf" resp. "Nälenstorf" (heute abgegangen) unmittelbar bei der Pabonenburg Stefling. Die Verbindung mit den Steflinger Pabonen liegt auch deshalb nahe, weil zwei der Zeugen der Urkunde Ministeriale der Pabonen aus Harting bei Regensburg waren [27].

Der Schlüssel für den friedlichen Übergang der Lehen und der Ministerialität im Schwarzach- und Fensterbachtal, von den Pabonen zu den Diepoldingern, Altendorfern, ja sogar Ensdorfern und Sulzbachern, scheint im eigentlichen Grund- und Oberlehensherrn seit der Zeit Kaiser Heinrichs II. zu liegen: Es handelte sich um den Bischof von Bamberg. Insbesondere zu Bischof Otto den Heiligen (1060-1139) hielten die Pabonen gute Kontakte: Der Sohn Burggraf Ottos I., Heinrich III., wurde nach der Gründung des Klosters Prüfening bei Regensburg im Jahr 1119 als Vogt des Klosters eingesetzt, derselbe Bischof konsekrierte die Grablege der Pabonen in Walderbach (wie das Diepoldinger-Kloster Reichenbach), und ein Sohn Landgraf Ottos II. von Stefling namens Otto konnte am Dom von Bamberg eine der begehrten Pfründen übernehmen und Domherr werden (siehe auch Kapitel: Die Landgrafen von Stefling).

Von der mittleren Oberpfalz ein Schwenk zurück ins heutige Nieder- und Oberbayern:

Östlich von Landshut reichte das Bistum Regensburg weit über die Isar hinaus nach Süden (bis fast Pfarrkirchen). So kommt es, dass auch die Kirche von Piesenkofen trotz ihrer weiten Entfernung zum Diözesanverband des Bistums Regensburg gehört [28]. Zwischen Piesenkofen und Landshut liegt nahe beim Markt Geisenhausen, nur ca. 1 km von diesem entfernt, die Obergeschoßkirche von Johannesbergham. Hier war der amtierende Burggraf von Regensburg zum Erbauungszeitpunkt (vor 1157) als Vogt von Geisenhausen präsent und deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Kirchenbau verantwortlich. Die Vogtei der Pabonen in Geisenhausen bestand schon seit der ersten Generation: Als Graf Heinrich von Geisenhausen im Jahr 973 Bischof von Augsburg geworden war, fiel der Bezirk Geisenhausen wenige Jahre später als Schenkung an das Domkapitel von Augsburg. Da die Domherren wegen ihres geistlichen Standes in Geisenhausen keine weltliche Herrschaft ausüben durften, übernahm zunächst Markgraf Burchard, der Vater Graf Heinrichs und damalige Burggraf von Regensburg, die Vogtei als Reichslehen. Diese fiel im Jahr 976 nach dessen Absetzung an die Pabonen und blieb in deren Hand bis in die letzte Generation hinein. Im Jahr 1157, vermutlich kurz, nachdem die Kirche von Johannesbergham errichtet worden war, machte Bischof Otto von Freising eine Klage gegen Bischof Hartwig von Regensburg wegen der Diözesanzugehörigkeit dieser Pfarrei bei Erzbischof Eberhard von Salzburg anhängig. Die Sache wurde zugunsten des Freisinger Bischofs entschieden und der Kirchort mit dem Nachbarsort Diemannskirchen der Diözese Freising zugeschlagen [29]. Für den Bischof von Regensburg entstand durch den Eintausch von Pfarreien nördlich der Isar nur ein geringer, für Burggraf Heinrich III. von Regensburg durch kompensationslosen Verlust der Vogtei ein größerer Schaden. Vielleicht richtete sich die Grenzverschiebung sogar primär gegen ihn (mehr zu den Hintergründen im biographischen Teil dieser Arbeit).

Etwas südlich von Johannesbergham und Geisenhausen liegt der Ort Haarbach, welcher ebenfalls zur augsburgischen Stiftung gehörte. Das Edelgeschlecht der Haarbacher ist seit ca. 1105 bezeugt; ihren Aufstieg über mehrere Generationen hatten sie wahrscheinlich einer Ministerialität gegenüber den Pabonen zu verdanken, denn nach deren Aussterben folgten sie diesen in die Vogtei von Geisenhausen nach, woraus später ein Pfleggericht entstand, zu dem auch der Ort Johannesbergham gehörte. Der zwischen 1140 und 1147 nachweisbare Wernhard II. von Haarbach heiratete eine gewisse Bertha von Göttersdorf am Unterlauf der Vils. Bertha von Göttersdorf scheint begütert und fromm gewesen zu sein, sie ist in den Jahren 1160 und 1170 durch reiche Schenkungen bezeugt [30]. Durch die Verbindung Berthas mit dem Herren von Haarbach könnte der Bau der heute unterirdischen Profangeschoßkirche St. Georg in Göttersdorf angestoßen worden sein, welche an sich deutlich außerhalb Burggrafschaft Regensburg liegt.

Die Kirche St. Johann Baptist in Rottenbuch südlich von Landshut soll von den Puchern erbaut worden sein, die 1130 erstmals urkundlich erwähnt sind und später Ministeriale der Grafen von Scheyern-Wittelsbach wurden. Wahrscheinlich bestand zum Erbauungszeitpunkt der Kirche eine Lehensverbindung zum Rohrbacher Pabonenzweig, weil diese in Puch (zu unterscheiden vom Pucher Stammsitz im heutigen Buch am Buchrain) reich begütert waren und ihren Besitz im Jahr 1295 auf das Kloster St. Emmeram in Regensburg übertrugen.

Nur wenige Kilometer südlich des Grafschaftssitzes Haag in Oberbayern liegt an einem Hof in Reit die Kirche St. Georg, als Umbau einer Ministerialenburg verkannt, in Wirklichkeit ein typische Profangeschoßkirche des 12. Jahrhunderts, welche nachträglich gotisiert wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren die ersten Herren von Haag ebenso wie die ihnen nachfolgenden Gurren von Haag sowie die späteren Fraunberger von Haag früh-pabonischen Geblütes, wobei es an dieser Stelle nicht möglich ist, das gesamte Indizienbündel hierzu wiederzugeben.

Kirchen im Bereich der Klostervogteien

Zu der Zeit, als die meisten Obergeschoßkirchen errichtet wurden, residierte Burggraf Heinrich III. von Regensburg am Kloster St. Emmeram und fungierte als dessen Schutzvogt. Es fällt auf, dass etliche der Kirchen gerade in Gebieten errichtet wurden, in denen das Kloster St. Emmeram über Besitz und Einfluss verfügte. Dies gilt für die Kirchen im westlichen Donaugau ebenso wie für die in der Hallertau [31], wo der Regensburger Konvent schon seit 821 durch eine Großschenkung Abt Siegfrieds ganze Cluster an Ortschaften besaß [32], aber auch für einige von Regensburg entlegene Kirchen, wie z. B. in Urschalling am Chiemsee und einige nordoberpfälzer Kirchen.

Die Mönche von St. Emmeram waren mit der Familie der Pabonen seit der Erstgeneration sowohl räumlich als auch organisatorisch auf das Engste verbunden, so dass beide bis in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts nahezu als agierende Einheit angesehen werden können. Wie vielfältig die Verflechtungen zwischen dem Konvent und der Burggrafendynastie waren, wird im prosopographischen Teil dieser Arbeit noch herausgearbeitet werden. Auf jeden Fall ist schon jetzt bei der Beurteilung der Kirchenstandorte auf Bezüge zu St. Emmeram besonders zu achten!

Wir wollen jedoch in Abrede stellen, dass der Abt von St. Emmeram die Kirchen mit profanem Obergeschoß selbst erbaut haben könnte. Zwar war es zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich, dass Klöster auch Land- und Pfarrkirchen unterhielten [33], aber ein Kirchentypus, der für die spätere Errichtung eines zugehörigen Edelsitzes projektiert wurde, kann wohl kaum der Klosterdoktrin entsprochen haben. Dagegen ist durchaus denkbar, dass sich Burggraf Heinrich III. von Regensburg als Klostervogt seine Beziehungen zum Konvent zunutze machte und die Kirchen bewusst in der Nähe der Klostergüter platzieren ließ. Ähnliches gilt auch für das Kloster Prüfening, wobei jedoch hier nur ein einziges Mal ein Zusammenhang zwischen Kirchengründung und Klostervogtei nachweisbar ist.

Die Kirche St. Koloman in Harting und die sog. "Synagoge" in Burgweinting liegen in Ortschaften, die schon seit frühester Zeit von St. Emmeram abhängig waren und wie die Kreuzhofkapelle bei Barbing inmitten der Burggrafschaft Regensburg lagen (späteres Amt Haidau) [34]. Dokumentarisch nachgewiesen ist der Klosterbesitz zwar erst im 14. Jahrhundert [35], aber da die Kirchen aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhundert stammen und in dieser Zeit Burggraf Heinrich III. Klostervogt von St. Emmeram war, ist eine Gründungsinitiative durch diesen denkbar und der Eintritt des Konvents in die Kirchenmitverantwortung zu diesem Zeitpunkt historisch besonders verständlich [36]. Die Kirche von Harting blieb bis zur Säkularisation dem Reichsstift St. Emmeram inkorporiert.

Nicht zufällig ist in Aicholding an der Altmühl schon um 1090 eine Zensualenfamilie in Abhängigkeit von St. Emmeram nachzuweisen [37]. Diese wurde vermutlich nach Erbauung der dortigen Obergeschoßkirche mit dem neu zu gründenden Ministerialensitz belehnt - durch den Grafen von Riedenburg, der in Personalunion Burggraf von Regensburg war und an dessen Seite sie urkundlich erscheinen [38]. Aicholding liegt in Sichtweite von dessen Stammsitz Rosenburg. Mehr zur Rosenburg weiter unten.

Die Kirche St. Georg in Neukirchen bei Train war einst Nebenkirche von Pürkwang, welches schon ab ca. 730 zum Kloster St. Emmeram gehörte. Später fiel sie ans bischöfliche Hochstift Regensburg. Wenn man diesen spezifischen Besitzübergang berücksichtigt, spricht auch hier vieles für ein altes Lehen der Pabonen. Übrigens liegen nahezu alle Kirchen in der Gegend von Mainburg an oder auf den weitläufigen Besitzungen von St. Emmeram! Dies trifft insbesondere auch für die Kirche St. Ulrich in Ainau zu, die unmittelbar neben den Emmeramer Domänen in Zell und Geisenfeld liegt [39]. Geisenfeld war von den Ebersberger Verwandten der Pabonen gegründet worden (mehr zur Genealogie weiter unten).

Die relativ weit von Regensburg entfernte Kirche St. Ägidius in Türkenfeld gehörte ebenso wir die Nachbargemeinden Unter- und Oberneuhausen, Hebramsdorf und Piegendorf im 11. Jahrhundert zu St. Emmeram in Regensburg [40]. Im Jahr 1006 übertrug ein gewisser Chadalhoh seinen Besitz in "Turtinveld" seinem Verwandten, dem Edelherrn Adalbert, zugunsten des Klosters St. Emmeram unter Abt Richolt. Wohl derselbe Ministeriale Chadalhoh taucht zwischen 1050 und 1080 urkundlich gleich an der Seite von 3 Pabonen auf, Bischof Otto von Regensburg und seinen Brüdern, die Burggrafen Heinrich I. und Pabo, welche beim nahen Rottenburg an der Laaber reichlich Familienbesitz besaßen [41].
Der heutige Burgstall der "Straßburg" hoch über dem Isartal bezeugt noch die einstige Bedeutung der Pabonenfestung. Nach Aussterben der Pabonen ließ Herzog Ludwig der Kelheimer dieses Lehen der Regensburger Bischöfe schleifen und einige Kilometer stromaufwärts einen neuen Isar-Übergang gründen, Burg Trausnitz und die heutige Stadt Landshut.
Deswegen und wegen der Zugehörigkeit zu St. Emmeram ist eine Abhängigkeit der Türkenfelder Ministerialen von den Burggrafen von Regensburg sehr wahrscheinlich.

Ca. 5 km südöstlich lag an der alten Römer- und Salzstraße der Weiler Unkofen mit seiner Kirche. Wieder einige Kilometer weiter an derselben Straße, 7 km nordöstlich des heutigen Landshut, stand hoch über der Isar, in einer Gegend, in der St. Emmeram seit 815 über weiten Streubesitz verfügte, als Bischofslehen die sog. "Straßburg". Diese für die Kontrolle des Fernverkehrs eminent wichtige Festung liegt wiederum in der Gemarkung Frauenberg, einem weiteren Ministerialensitz der Pabonen.

Die Grenze des Bistums Regensburg zum Erzbistum Freising reichte vor 1157 westlich von Landshut bis an die Isar heran - in einer Breite, die sich nicht mehr exakt definieren lässt -, so dass nicht nur St. Ägidius in Türkenfeld und St. Nikolaus in Unkofen, sondern z. B. auch St. Martin in Gundelshausen zum Regensburger Diözesanverband zählte.

Bezüge zu St. Emmeram finden sich auch bei den nordoberpfälzer Kirchen. In deren Gebiet verfügten sowohl die Landgrafen von Stefling als auch das Kloster St. Emmeram über reichlich Streubesitz [42]. So gehörte z. B. die Kirche Altentreswitz als Filialkirche zu Böhmischbruck, welches St. Emmeram in Regensburg im 1299 Jahr vom Dom als Propstei erhielt, weil es nahe gelegene Besitzungen hatte. Frühere Lehensabhängigkeiten von St. Emmeram sind zwar nicht dokumentiert, aber durchaus denkbar, selbst wenn die Kirche zur Stauferzeit dem Reichsland anheimfiel. Es ist anzunehmen, dass die herrschaftsübergreifenden Rechte der Landgrafen von Stefling, wie z. B. Gerichtsbarkeit und Geleitrecht, nicht nur bis zu diesem Kirchenort, sondern auch zu den weiteren Standorten in der nördlichen Oberpfalz, Schönkirch oder Bernstein, reichten. Die Grenze zum Stiftland und den reichsunmittelbaren Gebieten um Eger, in denen ein Einfluss der Pabonen nicht mehr anzunehmen ist, verläuft einige Kilometer nördlich von Schönkirch. Sie wird noch heute von den Bewohnern des Ortes als Dialekt- und Mentalitätsgrenze empfunden.

Eine besonders schöne Kirche mit profanem Obergeschoß ist St. Johann Baptist in Rinkam bei Straubing. Die dortige Ortsministerialität ist ungeklärt, allerdings schenkte zu Beginn des 11. Jahrhunderts eine gewisse Bertha das Gut Rinkam "pro remedio senioris sui Ropertis - zum Seelenheil ihres senior Rupert" dem Kloster St. Emmeram. Es ist anzunehmen, dass es sich bei diesem senior um Burggraf Rupert aus der zweiten Generation der Pabonen handelte [43]. Der Nachbarort Alburg gehörte damals ebenso wie etliche Orte südlich von Rinkam zu St. Emmeram [44]. Die Burggrafen besaßen am Unterlauf der Donau nachweislich mehrere Lehen und Allode, u. a. das Gut Buch an der Mündung der Großen Laaber in die Donau.

Die Kirche in Oberndorf an der Donau geht im Kern ihres Langhauses auf das 12. Jahrhundert zurück. Damals gehörte sie als Pfarrkirche zum Kloster Prüfening bei Regensburg und damit zum Domstift Bamberg. Vogt dieses Klosters war bis 1167 Burggraf Heinrich III. von Regensburg!

Kirchen im Bistum Eichstätt

Wenn man Joseph Suttners Veröffentlichung des Eichstätter Pastoralblattes über die Liebfrauenkirchen des Bistums Eichstätt von 1858 glaubt, so müssen einst Obergeschoßkirchen auch im Bistum Eichstätt in großer Zahl vorhanden gewesen sein. Suttner hatte trotz einiger fachlicher Mängel seiner Arbeit - er datierte z. B. einen Teil dieser Kirchen wegen der ausgefeilten Quadertechnik in die frühe Karolingerzeit - keinen Zweifel über die Funktion der Obergeschoßkirchen:

"Wir müssen nun noch eine Bemerkung über die Bauweise dieser Ritterkirchen anschließen... In den meisten Fällen steht von diesen alten Kirchen... heute noch Thurm und Presbyterium. Ersterer gehörte aber nicht allein den Glocken, sondern er machte den Haupttheil der Befestigung des Ortes aus, wo der Ritter sich sesshaft gemacht hatte. Bei den vielen Fehden des Mittelalters war es nicht anders denkbar... Der Kirchthurm bildete ein mehr ein dickes (im 6. und 7. Jahrhundert noch aus Quadern, später aus Bruchstein mit Mörtel aufgeführtes) rechteckiges Gebäude, dem nur seine Höhe eine thurmähnliche Gestalt gab. Im untersten Teile befand sich die Kapelle (das heutige Presbyterium), dann, wenn das Gebäude bewohnt war, im zweiten Stockwerke ein Zimmer, das Rittergemach, im dritten Stockwerke das Frauengemach, wozu man von Außen durch Stein- oder Holztreppen gelangte. Ein Satteldach (manchmal noch zu treffen, jetzt aber meistentheils durch ein Spitzdach ersetzt) schloß das Gebäude. In der Kapelle unten versammelten sich die Dienstleute und Unterthanen des Ritters zum Gottesdienste, und war der Raum zu beschränkt, so half man durch einen ebenfalls aus dicken Mauern aufgeführten und mit kleinen hoch angebrachten Fensteröffnungen versehenen Anbau (wo jetzt das Schiff der Kirche steht) dem Bedürfnisse ab. Diese Thürme waren sehr häufig und so in der Gewohnheit, dass schließlich auch jeder freistehende Thurm unten eine Kapelle hatte... Diese Gebäude haben nichts von den artistischen Schönheiten. Schmale, unordentliche, wenn nicht später ausgebrochene Lucken dienten als Fenster, und einzig die Dicke der Mauer, das einfache Kreuzgewölbe des Presbyterium und die Rundung der Fensteröffnungen mahnen an die romanische Bauperiode. Als die Ritter diese einfachen Landsitze verließen und in die Städte sich zurückzogen, blieb das Gebäude lediglich zum kirchlichen Gebrauche mehr übrig, beim Wachsen der Gemeinde ward das alte Schiff durch ein längeres ersetzt, wo nicht eine ganz neue Kirche gebaut wurde, in vielen Fällen aber verrät heute noch das Missverhältnis des dicken, umfangreichen Thurmes zum Kirchenschiffe die ehemalige Bedeutung dieses Gebäudes... In anderen Fällen sind wenigstens die Fenster des Schiffes ausgebrochen und vergrößert worden, wo nicht ganz neue Anbauten geschahen, die am Ende nichts als den Thurm und das unter ihm befindliche Presbyterium, den Erstlingsteil der Kirche, als Zeugen des hohen Alters übrig gelassen haben..." [45]

Im Bistum Eichstätt haben wir insgesamt 10 Kirchen identifiziert, die noch profane Obergeschoße oder, falls diese abgegangen sind, wenigstens noch Teile oder Strukturmerkmale derselben aufweisen. Es handelt sich im Bereich der Altmühl um die Kirchen in Landershofen, Rieshofen, Unteremmendorf, Hepberg, Hofstetten, Nassenfels, Oberweiling, St. Bartlmä, Töging und in modifizierter Form auch in Pfalzpaint. Wenn man von den Kirchen in Oberweiling und Breitenstein absieht, die abseits liegen, so befinden sich alle Sitze in den eichstättischen Anteilen des ehemaligen Kelsgau, dessen Grenze zur Grafschaft Lechsgmünd im 12. Jahrhundert etwa in einer Linie von Neuburg an der Donau bis nach Obereichstätt verlief [46].

Die Besitzverhältnisse der genannten Kirchen im 12. Jahrhundert stellt sich etwas differenzierter dar:

Für die meisten dieser Sitze sind im 13. Jahrhundert und später Lehensabhängigkeiten bezeugt, meist in Doppelministerialität [47] gegenüber den Bischöfen von Eichstätt und den Grafen von Hirschberg, welche die Domvogtei von Eichstätt innehatten. Von den Pabonen ist da zunächst nicht die Rede.

Diese in fast allen Übersichtswerken älteren und neueren Datums übernommene Wertung trägt jedoch in keiner Weise der Tatsache Rechnung, dass primär nicht die Grafen von Hirschberg, sondern vielmehr die Grafen von Riedenburg die Landgrafschaft auf dem westlichen Kelsgau und im angrenzenden Sulzgau versahen [48]. Schon für Mitte des 11. Jahrhunderts sind Beziehungen zwischen dem Dom von Eichstätt und den Pabonen belegt. Einem Grafen Luitger, wohl aus dem Zweig der Kühbacher Pabonen [49], hatte der Dom durch eine Schenkung im Jahr 1035 zwei Höfe in Regensburg und die Gründung des Klosters Sankt Walburg sowie reichlich Besitz im Donaugau zu verdanken. Ob sich daraus anhaltend gute Verbindungen zwischen dem Grafengeschlecht und dem Stuhl von Eichstätt entwickelten, wissen wir nicht, denn schon kurze Zeit später starben die Kühbacher Pabonen in der männlichen Linie aus. Auf jeden Fall verwalteten später, im 12. Jahrhundert, die Riedenburger Pabonen ihren Grafschaftsanteil im Bistum Eichstätt unangefochten, selbst zu einer Zeit, in der Stern der Familie bereits deutlich am Sinken war (nach 1167). Neben den Reichs- und Herzogslehen, die bis in die Karolingerzeit zurückreichten, besaßen die Grafen von Riedenburg im Kelsgau auch Allodialbesitz. Die Vorfahren der Grafen von Hirschberg verfügten dagegen, wenngleich sie bereits seit dem 11. Jahrhundert - eventuell durch Einheirat - die Vogtei über die bona saecularia des Bistums Eichstätt übernommen hatten, bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts nur relativ kleine und unbedeutende Eigenterritorien um Grögling und Dollnstein an der Altmühl, also flussauf- und flussabwärts von Eichstätt. Den Grafentitel trugen diese Edelfreien nicht von diesen Orten her, sondern von ihrem Stammsitz Ottenburg bei Freising, der Mitte des 12. Jahrhunderts aus nicht geklärten Gründen an das Hochstift Freising und in den Dunstkreis der Grafen von Scheyern gefallen war [50].

Mit gutem Recht darf man annehmen, dass einige der oben genannten Altmühlkirchen von Ministerialen begründet bzw. besetzt waren, welche vor den Hirschbergern den Grafen von Riedenburg lehenseidlich verbunden waren [51]. Erst als die Pabonen ausgestorben waren, ging die Verantwortung für die Kirchenstandorte auf die Bischöfe von Eichstätt bzw. an die Grafen von Grögling und Dollnstein über. Diese errichteten nun ab 1195 eine neue und größere Burg auf dem Hirschberg bei Beilngries und nannten sich fortan nach diesem Ansitz Grafen von Hirschberg. In dieser Rolle erfuhren sie in der Folge einen enormen Machtzuwachs, welcher sich schon 1188 durch die Übernahme des Sulzbacher Allodialerbes angebahnt hatte. Nach etwas mehr als 100 Jahren, 1305, fiel auch der letzte Hirschberger dem Schicksal des Aussterbens anheim, und große Teile seines Besitzes gingen nach vorübergehenden Auseinandersetzungen mit dem Herzogshaus zurück an die Bischöfe von Eichstätt. Dies begründete letztlich die territoriale Einheit des fürstbischöflichen Hochstifts Eichstätt, welche über Jahrhunderte Bestand hatte.

Über den Besitz- und Rechteübergang von den Pabonen zu den Hirschbergern haben sich kaum erhellende Dokumente erhalten. Signifikant sind in diesem Zusammenhang zwei Urkunden der Probstei Berchtesgaden, welche die Verhältnisse zur Zeit der letzten Pabonen verdeutlichen. Die erste schildert die Schenkung des Gutes Leising an der Altmühl an das Kloster Berchtesgaden durch den Adeligen Goswin von Grögling. Grögling ist heute ein unbedeutender Weiler an der Altmühl mit den Resten einer Niederungsburg. Vollzogen wurde die Schenkung vor dem 26. Juli 1184 bei einem öffentlichen Gerichtstag, den der letzte Riedenburger Pabone, Burggraf Heinrich IV., kurz vor seinem Tode abhielt [52]. Hier zeigt sich also der Edelfreie Goswin klar dem landgräflichen Gerichtsurteil einen Pabonengrafen unterworfen. Zu anderem erfährt man aus der Anwesenheit Markgraf Bertholds von Vohburg, Graf Friedrichs von Abenberg und der stattlichen Liste der mitunterzeichnenden, den Pabonen ausnahmslos stammesmäßig verbundenen Edelfreien und Vasallen, wie groß die Bedeutung des pabonischen Landgerichts im Kels- und Sulzgau damals war [53]. Die Transaktion wurde nach Sitte der Bayern durch ein Ziehen an den Ohren der Zeugen - per aurem attracti - besiegelt [54].

Dass Berchtesgaden mit umfangreichen Besitzungen in der weit entfernten Altmühlregion begabt wurde, hing mit der Reform Erzbischof Konrads I. von Salzburg zusammen, welcher selbst ein Pabonensproß war [55]. Der Metropolit, der deswegen auch den Ehrennamen "zweiter Gründer der Salzburger Kirche" erhielt, versicherte sich hier der Mithilfe seiner ausgebreiteten Stammesverwandtschaft im Norden, um dem schwächelnden Stift in Berchtesgaden - zunächst ein Eigenkloster der Sulzbacher/Lechsgmünder - im Sinne der gregorianischen Reform auf die geistlichen und durch Zuerwerb von Gütern auch auf die ökonomischen Beine zu helfen [56]. Insofern unterstreichen alle Urkunden dieser Zeit/Region für Berchtesgaden, selbst wenn sie keine Standorte von Obergeschoßkirchen betreffen, die herausragende Bedeutung des Pabonengeschlechts und seiner Seitenlinien.

Nach dem Tod Burggraf Heinrichs IV. fungiert im Jahr 1188 bei einer ähnlichen Transaktion nicht mehr der Graf von Riedenburg, sondern bereits Graf Gebhard von Dollnstein als Inhaber landgräflicher Rechte [57]. Bei einem weiteren Landtag im Jahr 1195 erscheint unter dem Beisein Bischof Ottos von Eichstätt (1182-1196) erneut Graf Gebhard von Dollnstein als Leiter der Versammlung. Er wurde damals als Vogt eines Gutes der Probstei Berchtesgaden eingesetzt [58]. In der Zeugenliste der Urkunde erscheinen neben den Eichstättern nach wie vor viele Verwandte der Pabonen, die Herren von Altmannstein, Arnsberg, ein Kuno (von Hilpoltstein?), der zuvor Salmann des Klosters gewesen war, die Herren von Laaber, Luppurg und Dietfurt. Mit ihnen zeichnen auch die Ministerialen der Kirchenstandorte Emmendorf, Hofstetten, Pfalzpaint, Rieshofen, Töging und Klapfenberg (wo wir ebenfalls eine ehemalige Obergeschoßkirche vermuten). Für all diese Leute gilt: Auch wenn sich die vorherige Ministerialität gegenüber den Pabonen im Einzelnen nicht beweisen lässt, so liegt diese aufgrund der historischen Entwicklung sehr nahe [59].

Der Übergang der Lehensträgerschaft von den Pabonen zu den Hirschbergern lässt sich auch an anderen Beispielen festmachen, z. B. bei der Gründung des Klosters Schamhaupten, welches mitten im Kelsgau lag [60].

Man darf davon ausgehen, dass zwischen den Grafen von Riedenburg und den Hirschbergern, welche sie quasi beerbten, schon seit jeher enge und freundschaftliche, vielleicht sogar verwandtschaftliche Beziehungen bestanden [61]. So stammten beide Geschlechter aus benachbarten Grafschaften im heutigen Oberbayern - Ottenburg und Kühbach -, so findet man immer wieder Indizien für Kontakte und Verbindungen:

Im Wappen des Klosters Plankstetten, der Gründung der Grafen von Grögling und Dollnstein aus dem Jahr 1129, trägt z. B. die einstige Besitzerin des Klosterstandortes, eine sagenhafte Mohrin namens Planga, in der Hand einen Zweig mit drei Rosen, dem späteren Wappen-Emblem der Riedenburger. Dass die Pabonen um Plankstetten begütert waren, steht außer Frage, sie besaßen wenigstens zum Teil den Nachbarort Biberbach [62].

Wie urkundlich belegt ist, kooperierten die Gröglinger als Eichstätter Domvögte und Burggraf Heinrich III. als Klostervogt und Landgraf auf dem Kelsgau jeweils in gutem Einvernehmen. So stattete im Jahr 1157 Burggraf Heinrich III. auf einem seiner Placita das Kloster Plankstetten mit dem sogenannten Hornungshof aus, unter Zeugenschaft des Klostervogtes Gerhard I. von Grögling, seines Sohnes Friedrichs und vieler anderer Lokaladeliger [63].

Ein ähnlicher Vorgang betraf ein Jahr später einen Besitztausch des Klosters St. Emmeram in Regensburg mit dem Bischof von Eichstätt; der Graf von Grögling und Burggraf Heinrich handelten die Verträge aus [64].

Jüngst erfuhr unsere Annahme, dass das Pabonengeschlecht wegen der Landgrafschaft auf dem Kels- und Sulzgau eng mit der Gründung des Klosters Plankstetten zu assoziieren ist, auch Unterstützung durch archäologische Grabungen im Kloster. Wie Abt Dr. Beda Sonnenberg berichtet [65], hatte die Abtei von Plankstetten zur Zeit ihrer Gründung exakt denselben Bauplan wie das Kloster St. Emmeram. Dies besagt u. E. viel! Wie eng das Kloster St. Emmeram mit der Familientradition der Pabonen verknüpft war, wurde bereits erwähnt; es wird weiter unten noch ausführlich begründet. Ein durch die Pabonen vermittelter Austausch der Bautradition resp. der zugehörigen Baumeister in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts liegt greifbar nahe, auch wenn die Quellen schweigen.

Eine von Beginn an zum Kloster Plankstetten gehörige Mühle im Sulztal - heute unter dem Namen Gösselthal als Zentrale des Main-Donau-Kanals bekannt - soll im 12. Jahrhundert den Pabonennamen Rosental getragen haben.

Vielleicht können auch jüngste Funde kleebattartiger Verzierungen an den romanischen Obergadenfenstern der Abteikirche, welche über Jahrhunderte zugemauert waren, aber jetzt wieder freigelegt wurden, einer pabonischen Tradition zugeordnet werden: Zwar handelt es sich bei den noch vor 1138 gestalteten Kleeblättern, die als Anhängsel der Kalkrundbögen in einem Stück äußerst kunstvoll und in schwieriger Steinmetzarbeit ausgeführt wurden, um christliche Symbole der Trinität, aber auch der Altmannsteiner Familienzweig der Pabonen trug derartige Kleeblätter in seinem Wappen.

In Pfalzpaint an der Altmühl demonstriert der erhaltene Turmbau anschaulich die Nahtstelle zwischen dem ländlichen Sakral- und Profanbau des 12. Jahrhunderts. Ähnliche Türme, quasi die Vorläufer der späteren Bergfriede, findet man auch an Ministerialensitzen innerhalb des Pabonengebietes, z. B. in Harlanden bei Riedenburg oder in Schönleiten bei Regenstauf. Es handelt sich hier vermutlich um Türme im Sinn des obigen Zitats aus dem Eichstätter Pastoralblatt. Doch ist bei diesen wenigen erhaltenen Profanbauten wegen der z. T. kümmerlichen, z. T. bereits abgegangenen Substanz und dem Mangel an Dokumenten weder eine Aussage über die Funktion ihrer Obergeschoße im 12. Jahrhundert noch ein Bezug zu etwaigen einbezogenen oder beigestellten Kirchenbauten möglich. Weitere Türme, z. B. der von Rieshofen an der Altmühl, von Niederviehhausen bei Sinzing, oder im Schloss von Hofstetten (mit Obereinstieg und Buckelquadern!) stammen - obwohl sie recht eindeutig an ehemaligen Ministerialensitzen der Pabonen liegen - vermutlich bereits aus späterer Zeit. An vielen Burgställen der Altmühlregion, die zu reizvollen Spaziergängen einladen und ebenfalls Minsterialensitzen der Pabonen entsprechen, finden sich aufgrund des meist rudimentären Erhaltungszustandes keinerlei steinerne Überreste mehr [66].

Burg Nassenfels. Rechts im Bild der Bergfried, der in seiner Basis das Presbyterium einer eine einstigen Obergeschoßkirche enthält.
Fündig wird man dagegen auf originelle Weise in Nassenfels. Im Untergeschoß des 37 m hohen Bergfrieds der Niederungsburg bei Neuburg an der Donau entdeckt man die Innenschale eines romanischen Chorturms aus Kalkstein, darin erhalten der komplette Triumphbogen auf profilierten Kämpfern. Über dem abgebrochenen Kreuzgratgewölbe findet sich ein Durchgang von einem Profanraum oberhalb des Presbyteriums zu einem profanen Obergeschoßraum im nicht mehr erhaltenen Langhaus (siehe hierzu auch Bilder oben). Nach den Pontificale Bischof Gundekars wurde diese Obergeschoßkirche im Bergfried von Nassenfels um 1300 vom Eichstätter Bischof Konrad von Pfeffenhausen im Rahmen der Erweiterung der Burganlage in einen Bergfried umgewandelt. Ca. 50 Jahre zuvor, im Jahr 1245, war die Vorgängerstruktur der damals bischöflichen Burg zwischen dem Bischof von Eichstätt und dem exkommunizierten Graf Gebhard III. (oder V.) von Hirschberg heftig umkämpft; der Graf wurde nach der Kastler Chronik von seinem Hofnarren ermordet. Da die Domvögte wegen der Machtanhäufung, die sich aus der Übernahme des Pabonenerbes ergeben hatte - Domvogtei und Landgerichtsbarkeit in einer Hand! -, mit den Bischöfen von Eichstätt wegen vermeintlicher Alienierung derer Güter immer in Konflikt gerieten, könnte man den Kampf von 1245 in Nassenfels letztlich als späte Auseinandersetzung um ein altes Bischofslehen der Pabonen interpretieren. Beweisende Dokumente gibt es allerdings nicht, aber immerhin fiel 1354 die Burg Nassenfels an die Pabonen-Agnaten von Hohenfels, was schon Einiges besagt. Nassenfels liegt genau am historisch gewachsenen Grenzort zwischen dem Kels- und dem Sualafeldgau, d. h. zwischen der Landgrafschaft der Pabonen im westlichen Donau- und Kelsgau und der Grafschaft Lechsgemünd-Graisbach.

Dass Obergeschoßkirchen in Burgen aufgingen, scheint kein Einzelfall gewesen zu sein. In den Pabonenburgen von Burg Prunn im Altmühl- und Burg Laaber im Schwarzlaabertal finden sich ebenfalls Reste von Kapellenbauten des 12. Jahrhunderts, die die Mauerstärken und typische Ornamentik von Obergeschoßkirchen aufweisen und deshalb mit Recht von der Bauforschung als einstige Obergeschoßkirchen in Betracht gezogen werden, auch wenn das zugehörige Obergeschoß nicht erhalten blieb. Ihre einstige Disposition ähnelt wohl der erhaltenen Burgkapelle in Breitenstein [67].

Breitenstein, hoch oben im Sulzbacher Land, reiht sich ein in die nordwestlichen Pabonengründungen von Siebeneichen über Freudenberg und Wolfring bis nach Schwandorf und wurde schon von den alten Historikern ebenfalls einer Pabonengründung zugeschrieben. So liest man in der "Nordgauchronik" des Johannes Braun aus dem Jahr 1648: "Die von Breitenstein führen in ihrem Wappen einen schwarzen Adlerkopf, welchen die letzten Herren von Stein auch geführt, welche vom Grafen Babone von Abensberg herrühren..." [67a].

Zwei der Obergeschoßkirchen der Altmühlregion - Landershofen und Hofstetten - lassen sich aufgrund der erhaltenen Hinweise auf die Kirchenweihe durch Bischof Otto von Eichstätt in die späten Jahre zwischen 1182 und 1195 datieren, somit auch auf die letzten Pabonengenerationen. Dass dies kein Zufall ist, soll am Ende dieser Arbeit mit einigen historischen Argumenten erläutert werden.

So finden wir also auch im Bistum Eichstätt Obergeschoßkirchen in typischer Konfiguration und mit indirekten Bezügen zum Pabonengeschlecht.

Dennoch handelt es sich um wenige Einzelexemplare, welche nicht unbedingt die Fülle an Kirchen, wie sie Suttner im Eichstätter Pastoralblatt postuliert hatte, widerspiegeln. In diesem Zusammenhang muss besonders verwundern, dass man in den nordwestlichen Gebieten des Eichstätter Bistumsprengels, welches die Grenzzonen des ehemaligen Nordgaus (u a. Sulzgau und Gau Rudmarsberg) und angrenzende Gebiete in Ostfranken umfasst, keine der gesuchten Kirchen mehr findet. Zwar handelte es sich hier zum Teil nicht mehr um altbayerische, sondern um ostfränkische Stammesgebiete, aber immerhin hatte St. Emmeram in Regensburg auch um Schwabach große Liegenschaften besessen, immerhin gelten die Grafenfamilie von Abenberg, aber auch die Absberger und Arnsberger, die Heidecker und Hilpoltsteiner, aufgrund vieler Indizien als Agnaten oder Kognaten der Pabonen [68].

Nachweislich hatte z. B. eine Tochter Burggraf Heinrichs I. in die Grafenfamilie Abenberg eingeheiratet, so dass den Abenberger Grafen des 12. Jahrhundert mit Sicherheit auch pabonisches Blut in den Adern floss. Nachweislich besaß die letzte Landgräfin von Stefling, Richardis von Waltersdorf, einige Liegenschaften im fränkischen Herrschaftsgebiet der Hilpoltsteiner und Abenberger, die vermutlich aus dem Erbe der Burggrafen von Riedenburg herstammten und die sie nach ihrem Rückzug nach Österreich an das Kloster Walderbach am Regen vergab. Es handelt sich um einige Orte beim heutigen Hilpoltstein, nämlich Hofstetten [69], Meckenhausen [70], Niedermauck und Jahrsdorf [71], aber auch Biberbach bei Plankstetten, Rohr bei Freystadt, ja sogar Auernheim am Hahnenkamm [72]. Sollte man nicht auch hier Obergeschoßkirchen vermuten?

In der Tat scheinen auch in Ostfranken unter dem Einfluss der weitverzweigten Pabonensippe vereinzelt Obergeschoßkirchen im 12. Jahrhundert existiert zu haben. Jedenfalls zeigt, wir bereits weiter oben dargestellt wurde, die originale Grabplatte der seligen Stilla von Abenberg, die ins 12. oder 13. Jahrhundert datiert, die fromme Frau mit einer typischen Obergeschoßkirche in der rechten Hand. Dass es sich hierbei jedoch nicht um einen ostfränkischen Standardtypus des 12. Jahrhunderts handelt, sondern eher um Einzelexemplare unter dem Einfluss pabonischer Tradition, lässt sich durch die Genealogie der Stilla von Abenberg bestens begründen, selbst wenn diese nur bruchstückhaft rekonstruierbar ist. Wir werden weiter unten nochmals darauf eingehen [73].

Damit erschöpft sich der Nachweis. In allen anderen, oben erwähnten Pabonen-Orten finden sich zwar z. T. auch Kirchen hohen Alters, z. T. auch mit romanischen Chortürmen, aber ohne die Überreste von Profangeschoßen. Ähnliches gilt für die zahlreichen Kirchen romanischen Ursprungs in den vormals nordgauischen Gebieten zwischen Weißer Laaber, Sulz und Schwarzach, und in der nördlichen Westermannmark. Möglicherweise spielt hier eine Rolle, dass viele Steinkirchen bereits zur Zeit Bischof Gundekars (1057 - 1075) [74] erbaut wurden oder bis in die Karolingerzeit (Urnordgau) zurückreichten, somit im 12. Jahrhundert keine neue Bautradition begründeten bzw. für einen Obergeschoßaufbau aus statischen Gründen nicht geeignet waren. Es kann auch sein, dass im Bistum Eichstätt die durchgängige und meist vollständige Erneuerung der ländlichen Kirchensäle in der Barockzeit - wir erinnern an illustre Namen wie Pedetti und Gabrieli, Camesino, Barbieri und Engel - mehr von der alten Substanz beseitigte als andernorts. Außerdem wird in den vormals ostfränkischen Gebieten der meist unverputzt gebliebene Sandstein nicht die Haltbarkeit besessen haben, um romanische Obergeschoße bis heute zu bewahren.

Kirchen in Südbayern und in den Alpen

Wenden wir uns zuletzt den Obergeschoßkirchen zu, die weit aus den pabonischen Stammlanden herausfallen. Besonders betrifft dies Kirchen in Südbayern und im Pinzgau. Lassen sich auch hier Bezüge zum Pabonengeschlecht herausarbeiten?

Zunächst zur Kirche St. Jakob in Schondorf am Ammersee. Diese Kirche ist eine der wenigen, von denen eine Baunachricht vorliegt: Sie war eine Eigenkirche Graf Heinrichs von Wolfratshausen und Dießen und wurde zwischen 1149 und 1157 von dessen Ministerialen Konrad und/oder Ebenrab erbaut [75]. Heinrichs Großvater und Vater namens Otto sind als Vögte von St. Emmeram in Regensburg bezeugt, der Vater war mütterlicherseits der Vetter Burggraf Heinrichs III. von Regensburg und Landgraf Ottos II. von Stefling. Adelheid, die Tochter Burggraf Heinrichs II. von Regensburg und spätere Königin von Ungarn, hatte sich in erster Ehe mit Graf Otto II. von Ambras-Wolfratshausen verheiratet und aus dieser Ehe mehrere Kinder, u. a. Graf Otto III. von Wolfratshausen. Auch an diesem singulären Standort lassen sich also Einflüsse der Pabonen postulieren, nunmehr mit genealogischen Argumenten. Schon im Jahr 1157 starb die Grafenfamilie aus und der Gesamtbesitz mit der Kirche von Schondorf fiel an das Kloster Dießen.

Graf Heinrich II. von Lechsgmünd-Frontenhausen, Epitaph des Stifters in der Klosterkirche von Kaisheim.
Interessant sind die Verbindungen der Pabonen zu den Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd. Schon früh hatten sich die Familien durch Heirat verbunden: Eine nicht sicher benennbare Tochter Burggraf Heinrichs I. - es steht zu vermuten, dass es sich um jene im Nekrolog des Klosters Kaisheim comitissa genannte Adelheid handelt - heiratete nach der vita Chuonradi archiepiscopi Salisburgensis Graf Kuno von Frontenhausen, ihr Sohn Heinrich ehelichte in zweiter Ehe Luikard, die Tochter Irmingards von Rott, mit der er 1135 das Kloster Kaisheim gründete [76]. Nachdem Kuno von Horburg, der Bruder Luikards und letzte Vertreter des älteren Hauses Lechsgemünd, kinderlos verstorben war, fiel die gesamte Grafschaft Lechsgemünd mit reichen Besitzungen in den Alpen an Graf Heinrich, der bis dahin die eher unbedeutende Grafschaft Frontenhausen sein eigen genannt hatte.

Als künftiger Graf Heinrich I. von Frontenhausen-Lechsgemünd und Parteigänger Kaiser Heinrichs IV. verschaffte er sich durch den Zuerwerb der Grafschaft Lechsgemünd einen erheblichen Machtzuwachs und betrieb in der Folge durch Gründung von zahlreichen Ministerialensitzen eine Erschließung und Konsolidierung seines nunmehr großräumigen und zergliederten Herrschaftsraumes. Sohn Volkrad erhält z. B. die Grafschaft Lechsgemünd, Sohn Heinrich II. (* um 1120, + 1208) nennt sich ab 1150 auch Graf von Frontenhausen und Teisbach, 1167 auch Graf des Pinzgau und von Mittersill, 1194 eventuell auch Graf von Rettenberg. Er hatte also wie die Pabonen im Nordalpenraum großen Lehensbesitz zu versehen, im Gegensatz zu diesen jedoch aus der Hand des bayerischen Herzogs [77].

Was die bischöflichen Lehen der Pabonen in den Alpen anbelangt, so sei wiederholt, dass es sich kaum lohnt, zwischen der burggräflichen und der landgräflichen Linie zu unterscheiden, denn die Trennung erfolgte erst um 1143 - mit Übertragung der Lehen an den Landgrafen von Stefling -, d. h. nur wenige Jahre vor dem Aussterben beider Linien. Bis dahin waren die Lehen gemeinschaftlich verwaltet worden, ab da bestanden weitgehende Vertretungsrechte [78]. Während sich die Pabonenlehen am linken Innufer von Thierberg bei Kufstein über Breitenbach (Schintelburg) nach Kramsach und hinein in das Brixental (Burg Sperten) bis nach Kitzbühel erstreckten, beherrschten Graf Heinrich II. von Lechsgemünd-Frontenhausen und seine Söhne als unmittelbare Nachbarn das rechte Innufer mit der strategisch wichtigen Burg Kufstein, den gesamten Oberpinzgau, die Täler von Matrei in Osttirol, vermutlich auch Burg Kundl im Inn- und Burg Itter im Brixental. Heinrichs Gattin Uta war obendrein eine Tochter Markgraf Leopolds des Heiligen und damit eine Schwägerin Burggraf Heinrichs III. von Regensburg, durch dessen Ehe mit Bertha von Babenberg. Beide Grafenfamilien hatten also nicht nur eine ähnliche Tradition im Alpenraum, sondern waren auch in zwei Generationen verwandtschaftlich verbunden. Die politische Allianz und Freundschaft der beiden Häuser manifestierte sich schließlich in einem bedeutsamen Ereignis: Als sich am 23. November 1180 der neue Herzog Otto I. von Wittelsbach auf einem Landtag in Regensburg huldigen ließ, stellten sich nur Burggraf Friedrich von Regensburg und Graf Heinrich von Lechsgemünd-Frontenhausen einmütig dazu ein, die anderen Grafen Bayerns verweigerten sich.

Wenn wir nun einige Obergeschoßkirchen im südlichen Herrschaftsgebiet der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd orten, so dürfte deren Bau weniger das Resultat von Zufällen gewesen sein als vielmehr die Folge einer konzertierten Aktion zwischen den verschwägerten Grafenhäusern. Die Motive hierfür liegen auf der Hand: Für einen Grafen des Herzogtums Bayern war die wirtschaftliche Nutzung der Alpenlehen auf Dauer nur dann sinnvoll möglich, wenn ihm gefahrlose Reise- und Transportrouten von den nördlich gelegenen Stammlanden zu den Domänen im Süden zur Verfügung standen. Dies war am besten durch eine Erweiterung des eigenen Territorialgürtels nach Süden zu erreichen und darüber hinaus durch sukzessive Errichtung von Stützpunkten entlang der damaligen Reiserouten. Wenn ein gefahrloses Übernachten und eine effektive Verproviantierung nötig wurden, boten sich Höfe an Kirchen mit profanem Obergeschoß bestens an.

Schon zu Beginn des 11. Jahrhunderts hatte das Haus Frontenhausen-Lechsgemünd versucht, im Chiemgau und in den Chiemgauer Alpen Fuß zu fassen, z. B. durch Ehe der Adelheid von Frontenhausen mit Graf Marquart von Marquartstein. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erweiterte Graf Heinrich II. von Frontenhausen-Lechsgemünd seine Grafschaft Frontenhausen nach Südosten und sicherte seinen Lehensbesitz im Pinzgau und Inntal durch den Bau von Festungen. Möglicherweise versuchte zur selben Zeit ein Ableger der Landgrafen von Stefling ein Ähnliches. Für die Präsenz der Steflinger im östlichen Chiemgau finden sich zwar nur diskrete, insgesamt aber doch deutlich vernehmbare Spuren, z. B. im Namen des Meierhofes von Stöffling und den benachbarten Weilern Sterfling, Ober- und Unterstefling. Es handelt sich um die einzigen Orte in Bayern mit Namensverwandschaft zum Pabonen-Stammsitz Stefling am Regen - nicht nur in der heutigen Schreibweise, sondern auch in der in Urkunden gebrauchten Form "Steveningen". Die drei letztgenannten Orte markieren den einstigen Landsitz der "Edlen von Stefling". Sie hatten bis 1252 die Grafschaft Siegsdorf inne, ehe sie ausstarben [79].

Es ist deshalb kein Zufall, wenn sich gerade im östlichen Chiem- und Rupertigau der Bau von romanischen Kirchen mit profanem Obergeschoß nachweisen lässt.

Bei der Kirche in Gaden kann man trotz entsprechenden Verdachts leider keinen Beweis für einen Profangeschoßbau mehr führen, doch bei der Kirche von Sondermoning gibt es keinerlei Zweifel an der früheren Obergeschoßigkeit. Ihre Erbauung wird traditionell Ministerialen der Grafen von Ortenburg und Wasserburg zugeschrieben, die ebenfalls in der Gegend vertreten waren. Die Leitnamen der Sondermoninger Ministerialen sind über fast 2 Jahrhunderte gut dokumentiert: Reginmar, Friedebert, Engelbrecht, Sigiboto, Friedebert, Gottschalk, Hartmann. Auffallenderweise treten jedoch in dieser Familie exakt ab der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts die Leitnamen der Pabonen auf, genauso wie in der Ministerialenfamilie von Ober- und Unterstefling, nämlich Otto und Heinrich, beide jeweils doppelt [80]. So ist nicht auszuschließen, dass damals ein Wechsel in der Ministerialität zugunsten des Landgrafen Otto II. von Stefling stattgefunden hatte.

Das neuzeitliche Schloss Hohenstaffing bei Kufstein
Wenn man von Regensburg und Stefling die vermuteten Reiserouten der Pabonen in ihre Alpen-Domänen über die bekannten Standorte von Obergeschoßkirchen rekonstruiert, so findet man eine Art Ostroute, die zum Teil einer alten Römerstraße ins Salzburgische folgt und daran in Tagesrittabständen aufgereiht die Kirchen von Türkenfeld und Unkofen, die in Pabonenhand befindliche "Straßburg" bei Landshut, die Kirchen von Johannesbergham und Piesenkofen, die in der Einflusszone des Grafen von Frontenhausen liegen, am Chiemsee-Ostufer die bereits erwähnte Kirche von Sondermoning, im Schlechinger Tal, gegenüber von Marquartstein, die Obergeschoßkirche von Raiten.

Deutlich westlicher verlief eine zweite Route, die von Norden über die Obergeschoßkirchen von Rottenbuch, Reit und Thal geführt haben könnte, hinein in die Alpen über Schliersee und Bayerisch Zell, über den flachen Ursprungpass zum linken Hochufer des Inns bei Kufstein, wo sich noch heute bei Thierberg die einstigen Schwaighöfe der Pabonen in schöner Gebirgslandschaft ausmachen lassen. Die hoch über dem Inn gelegene Gemarkung Staffing mit dem neuzeitlichen Schloss Hohenstaffing spiegelt nach örtlicher Tradition in ihrem Namen die einstige Präsenz der Landgrafen von Stefling wider. Dieser Weg führte beim Eintritt in die Alpen direkt bei der Obergeschoßkirche von Bruck am Seehamer See vorbei.

Bei diesen beiden Alternativrouten nach Kufstein und Kitzbühel fällt auf, dass damit der geographisch kürzeste Weg - über das Ostufer des Chiemsees und das Inntal selbst - ausgespart bleibt. Auch hier hätten sich Stützpunkte für die Donaugrafen ergeben, z. B. die große Domäne St. Emmerams bei Vogtareuth, welche sogar einst einem Ahnherrn gehört hatte: Die Domäne stammte aus der Dotation eines Grafen Pabo im 11. Jahrhundert, der in direkter Linie vom Urvater der burggräflichen Pabonen, Graf Pabo von Kühbach, abstammte, vielleicht sogar mit Burggraf Pabo I. identisch war. In diesem Zusammenhang könnte der Sitz der Obergeschoßkirche von Urschalling am Südwestufer des Chiemsees durchaus den Pabonen zugeschrieben werden, zumal sich für die traditionelle Gründungsversion (durch die Grafen von Falkenstein) nicht der geringste Anhalt ergibt [81].

Vielleicht findet sich die plausibelste Erklärung für die Aussparung des Inntals darin, dass gerade in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Grafen von Falkenstein, die das Tal beherrschten, einen enormen Machtzuwachs erfahren hatten - einen Machtzuwachs, der sie zwei Generationen später sogar in den Stand versetzte, gegen Herzog Otto II. von Wittelsbach zu opponieren. Mit einer Kette von Festungen und Stützpunkten, der sich von der Altenburg (bei Feldkirchen) im Westen über Prien am Chiemsee bis nach Flintsbach und Oberaudorf erstreckte, kontrollierten die Falkensteiner im 12. Jahrhundert vollständig den Zutritt ins Inntal. Dies war eine Monopolstellung, die den Verantwortlichen des durchfließenden Waren- und Güterverkehrs, wozu die Pabonen und Grafen von Lechsgemünd gehörten, nicht unbedingt gelegen kam. Mag sein, dass ein pabonischer Ministerialensitz in Urschalling (mit Obergeschoßkirche!) genau zu dem Zeitpunkt seine Bedeutung als Zwischenstation verlor, als unmittelbar daneben und sicher nicht zufällig die Falkensteiner den Konkurrenzsitz von Prien am Chiemsee gründeten. Angesichts der örtlichen Übermacht der Falkensteiner dürfte es sowohl für die Landgrafen von Stefling als auch für die Grafen von Lechsgemünd-Frontenhausen ein Gebot der politischen Raison gewesen sein, den Weg in die Alpen über Alternativrouten und eher kleinere Grafschaften zu suchen. Mit den Grafschaften von Valley und Weyarn [82] im Westen und Marquartstein im Osten ließen sich vermutlich leichter entsprechende Transitabsprachen treffen.

Die damalige Situation verdeutlicht folgende Grafik: Auch wenn sich im 12. Jahrhundert der Besitz einzelner Grafschaften noch stark verzahnte und ein geschlossener Herrschaftsbezirk kaum auszumachen ist, so lassen sich doch gewisse Hegemoniezonen definieren, die folgende Graphik verdeutlichen soll:

Rote Kreuze: Standorte von Kirchen mit profanem Obergeschoß. Blaue Punkte: Bischöfliche Lehen der Pabonen in den Alpen, Stützpunkt bei Landshut. Grüne Zone: Grafschaft Falkenstein mit Einflüssen auf die Grafschaft Weyarn. Violette Zone: Grafschaft Lechsgemünd-Frontenhausen. Rote Zone: Einflusszonen der Pabonen und verwandter Familien, auch im Chiemgau. Türkise Zone: Grafschaft Scheyern-Wittelsbach. Blaue Zone: Grafschaft Andechs-Diessen-Wolfratshausen. Gelbe Zonen: Grafschaften Marquartstein und Valley. Ockerfarbige Zone: Grafschaft Wasserburg-Ortenburg. Graue Zone: Vormalige Grafschaft Sempt-Ebersberg, nach 1045 welfischer Einfluss und Regionaladel.

In den bischöflichen Lehen bei Kitzbühel und Kufstein, im Brixental und bei Breitenbach, haben sich unseres Wissens keine steinernen Strukturen mehr erhalten, die auf die Pabonenzeit zurückgehen, wenn man vielleicht von den romanischen Mauerteilen der Kirche St. Agidius und Sylvester in Reith bei Kitzbühel absieht, die noch aus der Zeit vor 1188 stammen. Die bischöflichen Burgen des 12. Jahrhunderts in Kufstein und Itter sind durch Nachfolgebauten ersetzt, die Burgen Kundl und Engelsberg nur noch in kümmerlichen Resten vorhanden.

Ganz anders im Oberpinzgau: Der Turm von Felben bei Mittersill stammt in den ältesten Teilen aus dem 12. Jahrhundert und ähnelt in Bezug auf seinen Hocheinstieg und seine gequaderte Bauweise dem Turm der Festung Rattenberg im Inntal, aber auch dem rekonstruierten Turm in Abenberg. Neben den Turm steht die Kirche St. Nikolaus, mit Zeichen eines vormaligen Profangeschoßes und zwei Kragsteinen, gerade wie man sie aus der Altmühlregion und der Donauniederung her kennt. Es handelt sich hier um das einstige Herrschaftszentrum der Grafen von Lechsgemünd im oberen Pinzgau [83].

Noch eindrucksvoller ist der sogenannte Weyerturm, der einige Kilometer westlich von Felben-Mittersill über dem Salzachtal thront. Diese burgartige Kirche mit mehreren Profangeschoßen versahen Ministerialen der Grafen von Lechsgemünd, die - seit 1130 urkundlich belegt - über das gegenüberliegende Habachtal mit den einzigen Smaragdvorkommen Europas wachten. Im 13. Jahrhundert fiel dieser Besitz an die Bischöfe von Chiemsee, was die früheren Lehensabhängigkeiten von den Donaugrafen untermauert [84]. Diese Alpen-Bauwerke wurden weiter oben bereits in Bild und Wort vorgestellt.

Südlich des Alpenhauptkammes, auf einem stark ansteigenden Hang am Südrand des Matreier Talkessels, befindet sich eines der romanischen Kleinodien Osttirols: Die Filialkirche St. Nikolaus in Ganz besitzt bei einem einheitlichen Kirchenschiff als Kuriosität zwei übereinander liegende quadratische Kapellenräume, sog. Doppelchorkapellen, deren untere, die ältere dem Hl. Nikolaus, die obere dem Hl. Georg geweiht ist. Beide weisen einen reichen romanischen Freskenschmuck auf. Ein Lettner mit beiderseitigem Aufgang zu den Presbyterien wurde zur Zeit der Gotik angebaut. Disposition und Ausmalung des Doppelchors weisen auf eine Entstehung und Ausmalung um 1270 hin, die Ausführung des Chorturmunterbaus geht jedoch auf das Ende des 12. Jahrhunderts zurück. Wurde hier etwa ein vormaliger Doppelgeschoßturm - bei dem das Obergeschoß vielleicht zunächst ein profanes war - in einen originellen und in dieser Form wohl einmaligen Doppelchor umgewidmet? Diese Möglichkeit besteht. Der Primärbau des Turmes stammt jedenfalls aus der Zeit Graf Heinrichs II. von Frontenhausen-Lechsgemünd oder seines gleichnamigen Sohnes, als sie in Personalunion auch die Grafen von Matrei waren.

Auch die Kirche St. Nikolaus von Reidenau in Kärnten lässt sich mit pabonischer Tradition assoziieren, selbst wenn hier an entlegener Stelle wegen der Nähe der im 13. Jahrhundert entstandenen Johanniter-Komturei von Pulst ein direkter Einfluss aus dem nordöstlichen Herzogtum Österreich denkbar ist (hierzu ausführlich weiter hinten). Unsere zwischenzeitlichen, noch nicht publizierten Recherchen zur Frühgeschichte der Pabonen bestätigen den Eindruck mancher Historiker des 19. Jahrhunderts und legen aus vielen Gründen nahe, dass z. B. auch das Kärnter Herzogsgeschlecht der Eppensteiner (bis 1122) und die ihnen nachfolgenden Traungauer Markgrafen (bis 1192) sowie der Adel des nahen Lungaus pabonischen Geblütes waren. Dass die Kirche von Reidenau, die als früher Ministerialensitz angesehen werden muss, primär von den Pulster Johannitern im 13. Jahrhundert initiiert wurde, halten wir für relativ unwahrscheinlich. Die Kommende von Pulst kann allerdings aus vorherigem Templerbesitz hervorgegangen sein, womit wegen der engen Assoziation des Templerordens mit den Pabonen, welche quasi ihre Schutzmacht im alten Herzogtum Bayern darstellten, auch eine Genese der Profangeschoßkirche von Reidenau über diesen Zusammenhang ins Auge zu fassen ist.

Reste einer Wandmalerei an der rechten Seite des Chorbogen der Kirche von Emmereis: Dargestellt ist der sogenannte "Schwarze Ritter" von Emmereis.
Bei der ältesten Kirche des Oberallgäus, St. Nikolaus in Emmereis bei Rettenberg, werden Verbindungen zu dem mit den Pabonen befreundeten und verwandten Grafenhaus von Lechsgemünd-Frontenhausen vermutet. Auch diese Obergeschoßkirche liegt weit von gleichartigen Kirchen entfernt, im Oberallgäu an einer alten Salzstraße zum Bodensee. Verständlich wird ihre Errichtung vor dem Hintergrund, dass gerade in der vermuteten Erbauungszeit (um 1180) ein weiterer Vertreter des Hauses Frontenhaus-Lechsgemünd als "Graf Heinrich von Rettenberg" nachzuweisen ist. Möglicherweise lag die Grafschaft Rettenberg in Interesse der Frontenhausener, weil man mit ihr den lukrativen Salzhandel aus dem Oberinntal zum Rhein kontrollieren konnte; wann und unter welchen Umständen die Herrschaft erworben wurde, bleibt jedoch im Dunkeln. Die Herren von Rettenberg saßen auf der sogenannten Vorderburg, nur wenige Kilometer von Emmereis und dem heutigen Ort Rettenberg entfernt. Diese Burg liegt in Ruinen [85].

Wenn sich das jüngere Haus Frontenhausen-Lechsgemünd und seine Ministerialen am Bau von Profangeschoßkirchen beteiligten, so wurde dies vermutlich aus den politischen Notwendigkeiten und aus der persönlichen Verbundenheit mit den Pabonen geboren, entsprach jedoch nicht der Familientradition des älteren Hauses Lechsgemünd, welches ja längst im Mannesstamm erloschen war. Zumindest ließ sich im eigentlichen Kerngebiet der Lechsgemünder Grafen, dem Sualafeldgau, nicht eine einzige Landkirche mit profanem Obergeschoß identifizieren, ganz im Gegensatz zum benachbarten Kelsgau und den Gebieten des Bistums Eichstätt, die unter der Botmäßigkeit der Pabonen standen.

Die bayerischen Welfen resp. Herzog Welf VI. haben im Lechrain und im Ammergau ebenfalls vereinzelt Obergeschosskirchen errichten lassen. Eine davon hat sich bis heute erhalten, St. Lorenz in Altenstadt bei Schongau. Wie eng Herzog Welf VI. mit den Pabonen in kirchlichen Angelegenheiten zusammenarbeitete, erkennt man nicht nur am Landkirchenbau, sondern z. B. auch an der Errichtung eines Schottenklosters in Memmingen, analog zur Förderung der Schotten im Bistum Eichstätt durch die Pabonen, und an der gemeinsamen Förderung des Heilig-Grab-Kultes. Weitaus mehr zu den Hintergründen dieser Zusammenarbeit zwischen Welfen und Pabonen in den nachfolgenden Kapiteln und in einer weiteren Arbeit! [Link]

Die ausgewählten Beispiele sollen als Beleg dafür genügen, dass bei vielen Kirchenstandorten, ja selbst bei solchen, wo man es nicht erwarten würde, der Einfluss des Pabonen-Geschlechts, der Burggrafen von Regensburg und Riedenburg und der Landgrafen von Stefling, und ihrer Unterstützer zum Tragen gekommen sein dürfte. Selbst im Fall von vom Kerngebiet weit entfernten Kirchen wurden wir diesbezüglich fündig.

Die Tatsache, dass es im Bistum Regensburg andererseits Grafschaften ohne Kirchen der genannten Bauart gab, verweist auf familiäre Spezifika, welche die Vertreter der Pabonen-Familie von denen anderer Grafengeschlechter des Herzogtums Bayerns unterscheidet.

Nach diesen soll im zweiten Teil dieser Arbeit gefahndet werden.

 


[01] Zusätzliche Hinweise hierfür erwähnt P. Schmid in seiner Arbeit "Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge": Kaiser Heinrich VI. konnte am 3. August 1197 seinem Marschall Heinrich von Kalden Lehen übertragen, die vordem ein gewisser Ulrich von Riedenburg besessen hatte und die damit aus der Erbmasse der Pabonen stammten, nämlich "... alle Kirchen, die der Geistliche Gumpert von Deising bei Altmühlmünster inne hatte..." Vgl. Böhmer-Baaken: Regesta Imperii, Nr. 605. Angaben nach P. Schmid: Regensburg, Stadt der Könige und Herzöge…, S. 131.

[02] Zu diesem Adeligen mehr weiter unten.

[03] Die Umstände der Ehe Adelheids mit Friedrich von Hohenburg werden weiter unten noch ausführlicher geschildert.

[04] Mehr hierzu weiter unten. Siehe auch Urkunden Nr. CCXXXIII und CCCCXIV in: Ried: Regesten…, S. 218 und 402. Auch KdB, Bezirksamt Burglengenfeld, S. 110. Der faktische Besitzübergang auf das Hochstift sollte bereits 1256 stattfinden; er erfolgte aber erst 1272, weil bis dahin der Herzog von Bayern seine Hand auf Rohrbach hielt. Siehe hierzu N. Erb: Die Reichsherrschaft Hohenburg auf dem Nordgau, Ein Beitrag zur Geschichte des Hochstiftes Regensburg, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regesnburg, Bd. 38 (1884), S. 198f. Auch: H. Dachs: Das Marktrecht von Hohenburg auf dem Nordgau, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 84 (1934), S. 3ff.

[05] Siehe Urkunden Nr. CCXCIII und CCXCIV, in Ried: Regesten…, S. 277ff. Niedere Ortsministerialität und der Status des Unfreien schlossen sich gegenseitig nicht aus. Für das Jahr 1210 und später ist aber auch ein "Dietricus de Schoenenvelt" dokumentiert, so dass man doch eine Familientradition annehmen sollte. Siehe Urkunde CCCXX, in Ried: Regesten…, S. 301.

[06] Siehe Urkunde CCCVII, in Ried: Regesten…, S. 289ff.

[07] Siehe Urkunde Nr. CLXXII, in Ried: Regesten…, S. 162.

[08] Reste aus dem 12. Jahrhundert sind im aufgehenden Mauerwerk der exponiert stehenden Kirche anzunehmen, der Burgstall ist bis auf den Burggraben und geringste Mauerreste des Bergfrieds abgegangen.

[09] In Regelsmais bestand seit Burggraf Otto I. dieser Gerichtssitz. Siehe hierzu auch: A. Schmid, a. a. O., S. 16, und: A. Schwarz: Die Traditionen des Klosters Prüfening QuE NF 39,1, München 1991, Nr. 188, S. 149f.

[10] "Die Pabonen haben offensichtlich eine sehr bezeichnende Ortsnamengebung mit redenden Namen betrieben…" Siehe A. Schmid: Die Burggrafschaft Regensburg…, in: 1000 Jahre Stefling…, S. 13. A. Schmid wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass auch das Ägidius-Patrozinium, das wir bei diversen Kirchen antreffen, für die Pabonen eine besondere Bedeutung hatte.

[11] Siehe M. Wellenhofer: Saulburg und seine Geschichte, online unter http://www.saulburg.de. Die Ministerialität gegenüber dem Bischof von Regensburg wurde erstmalig am 5. Mai 1237 in einem Wiedergutmachungsdokument anerkannt. Ein ähnlicher Vorgang wiederholte sich am 7. Mai 1268. Für eine frühere Lehensabhängigkeit gegenüber den Pabonen spricht die Tatsache, dass ein Saulburger 1247 die Übertragungsurkunde der Pfarrei Sinzing an das Kloster Prüfening als Zeuge mitunterzeichnete. Zur Erinnerung: Sinzing gehörte als Bischofslehen vormals zum Pabonengut, für Prüfening übte Burggraf Heinrich III. die Klostervogtei aus.

[12] Zu den Rammelsteinern, ihrer Ministerialität gegenüber den Burggrafen von Regensburg und der Bedeutung der Nikolauskirche in Haugenried als deren einstiger Ministerialensitz siehe D. Schwaiger: Die Rammelsteiner von Loch, Ein altbayerisches Adelsgeschlecht im Regensburger Umland, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regesnburg, Bd. 134 (1994), S. 31ff.

[13] Siehe J. N. von Löwenthal: Geschichte des Schultheißenamts und der Stadt Neumarkt..., 1805, S. 103ff.

[14] Näheres hierzu im Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Bd. 5, Eichstätt 1858, N.N.: Lieb-Frauen-Chronik des Bisthums Eichstätt, S. 116. In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass sich gerade im Fundus des Klosters Waldsassen eine wichtige Templerurkunde aus dem Jahr 1167 befindet, die in Jerusalem ausgestellt wurde und in der Zeugenliste Burggraf Heinrich III. von Regensburg ausweist. Mehr zu dieser Urkunde weiter unten.

[15] Zur Abstammung von den Kühbacher Pabonen mehr im geschichtlichen Teil dieser Arbeit.

[16] Johannes Aventinus sah als Urvater der Abensberger Pabonen jenen in der "Vita Chunradi Archiepiscopi Salisburensis" als Großvater Erzbischof Konrads I. von Salzburg erwähnten Grafen Pabo mit seinem sagenhaften Kinderreichtum (32 Söhne und 8 Töchter) an. Siehe Monumenta Germaniae Historica, Scriptores (Hrsg. G. H. Pertz), künftig abgekürzt mit MGH SS, Bd. 11, S. 62ff., und Aventinus: Annales, Buch 5, Kap. 5. Die bei Aventinus erwähnte Begebenheit am Hofe Kaiser Heinrichs II., als sich Babo wegen der Gefolgschaft seiner Kinder fast die Rüge des Kaisers zugezogen hätte, entwickelte sich im Spätmittelalter zu einer beliebten Sage. Auch wenn sich die von Aventinus favorisierte Abstammung des "Grafen Babo" aus den Akten der Zeit so nicht entnehmen lässt, ist sie dennoch bis heute nicht schlüssig widerlegt.

Dessen genealogische Verbindung zu den burggräflichen Pabonen war vor allem im 18. und 19. Jahrhundert Gegenstand einer heftigen wissenschaftlichen Kontroverse. Siehe hierzu z. B. K. H. Lang, und R. Zirngibl: Rede und Antwort wider und für das historische Daseyn des Babo von Abensberg und seiner dreißig Söhne, in: Allgemeine Literaturzeitung, JG 1814, Bd. 3, Nr. 201, S.62ff.

Gut zusammengefasst ist der wissenschaftliche Streit des 19. Jahrhunderts in P. P. Dollinger: Die Grafen und Reichsherren zu Abensberg aus Urkunden und Quellen, Landshut 1869, S. 9ff.

Wenn man eine Verbindung zum bekannten Stammbaum der Burggrafen von Regensburg herstellen wollte, so könnte man neben Burggraf Pabo I. auch einen Sohn Burggrafs Ruperts namens Pabo als Pabo des Aventinus ins Auge fassen - mit der Konsequenz, dass in der Konrads-Vita zwei Generationen oder eine Generation fehlt.

Insgesamt kommt man bei der genealogischen Verbindung zwischen dem Burggrafenhaus und dem Haus Abensberg über Mutmaßungen leider nicht hinaus. Dennoch scheint uns eine wie auch immer geartete Verbindung der Häuser, wahrscheinlich aus Vorgenerationen herrührend, sicher:

1. Da der Verfasser der Konrads-Vita nur eine Generation nach dem Ableben des Erzbischofs, um 1170, schrieb, sollte er einigermaßen über den Stammbaum informiert gewesen sein; es ist nicht anzunehmen, dass er seinen Zeitgenossen absichtlich eine von diesen leicht widerlegbare Fabel aufgetischt hätte.

2. Man muss Aventinus zugute halten, dass er Anfang des 16. Jahrhunderts noch über Quellen verfügte, die heute verloren sind.

3. Das Haus Abensberg ist unter seinem Namen zwar erst ab dem 12. Jahrhundert historisch verbürgt, besaß aber zu diesem Zeitpunkt bereits einen ausgedehnten Besitzkomplex zwischen Donau und Abens, bei Altmannstein und an der unteren Altmühl, den es schon in den Vorgenerationen erworben haben muss und der allein die Verwandtschaft zu den burggräflichen Pabonen sehr wahrscheinlich macht. Damit korreliert übrigens auch das Verteilungsmuster der hier untersuchten Kirchen.

4. Vitale Überlieferungsstränge über "Babo von Abensberg und seine Söhne" findet man nicht nur in Abensberg, Allersdorf und Niederumelsdorf bei Siegenburg, sondern auch in entfernteren Gegenden, z. B. in der mittleren und westlichen Oberpfalz, in Freudenberg (2 Söhne auf dem Johannisberg bestattet), in Siebeneichen bei Sulzbach (Tafelgemälde, heute im Stadtmuseum Sulzbach) oder bei Klardorf (Sohn Loybrigus als seliger Einsiedler). Auch hier darf man einen historischen Kern vermuten.

Zum möglicherweise sehr weitverzweigten Geflecht der familiären Beziehungen des alten Stammes Abensberg nimmt eine zu ihrer Zeit unbeachtet gebliebene, trotzdem nicht verdienstlose Arbeit J. E. Ritters von Koch-Sternfeld Stellung. Sie versuchte, das genealogische Umfeld in großem Rahmen, bis hinein in nahezu alle bayerischen Grafenhäuser, ins Salzburgische und nach Kärnten nachzuzeichnen und damit dem sagenhaften Kinderreichtum des "Grafen Babo" eine historische Grundlage zu geben. Auch wenn diese Arbeit nicht frei von persönlicher Eitelkeit und genealogischen Fehlern ist und zu ermüdender Breite neigt, bleibt sie als Lektüre dem interessierten Leser empfehlenswert: J. E. Ritter von Sternfeld: Die altgefeyerte Dynastie des Babo von Abensberg, in ihrer Abkunft, Verzweigung und Gesammtgenossenschaft in Bayern und Österreich, Regensburg 1837. Siehe hierzu auch: S. Moll: Graf Babo aus Bayern und seine 32 Söhne, in: Die Oberpfalz, JG 72, Kallmünz 1984, S. 207ff.

Bleibt nachzutragen, dass sich wenigstens die Verwandtschaft der burggräflichen Pabonen mit dem Haus Abenberg in Franken - nicht zu verwechseln mit Abensberg in der Hallertau, wobei Ritter von Koch-Sternfeld auch hier für eine Verwandtschaft, schon wegen der Namensanalogie, plädiert - einigermaßen plausibel machen lässt: Eine namentlich nicht Tochter Burggraf Heinrichs I. von Regensburg hatte wohl Graf Wolfram I. von Abenberg geheiratet.

Über die weitverzweigte Versippung der Abensberger Pabonen und ihre Reichsfreiheit äußert sich auch H. Freilinger: Der altbayerische Adel im Raum an der oberen Donau unter besonderer Berücksichtigung der Herren von Abensberg, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 40, 1977, S. 687ff. Wenngleich Freilinger immer wieder auf Riedenburger Pabonengut verweist, erwähnt er die Verwandtschaft der Abensberger mit den Riedenburger Pabonen nicht explizit.

Was die frühe Genealogie einzelner Adelsgeschlechter im heutigen Mittelfranken (z. B. Heidecker, Hilpolsteiner) und ihre Verbindung zu den Pabonen anbelangt, ist trotz enthaltener Fehler immer noch die historische Arbeit von C. Siegert als Lektüre empfehlenswert. Dabei zählt Siegert eine ganze Reihe von Familien im Nordgau zum Sippenverband des in der Lex Baiuvariorum bereits um 740 erwähnten Stammes der Droazza. Siehe C. Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg, Bd. 20, 1861, S. 20ff.

[16a] Siehe z. B. MB Bd. 10, S. 397, MB 14, 117f. Die Neueditionen der Traditionsbücher zu den genannten Klöstern lagen uns für diese Arbeit leider nicht vor. Normalerweise sind Urkunden des 12. Jahrhunderts, die ein Griesbach als Zeugensitz erwähnen, relativ schlecht einem bestimmten Ort zuzuordnen, da damals in Bayern mehrere Dutzend Orte namens Griesbach existiert haben (z. B. Burggriesbach und Sollngriesbach bei Berching, Bad Griesbach, Griesbach bei Passau, Griesbach an der Rott, Obergriesbach bei Kühbach - vermutlich auch ein alter Pabonenbesitz- u. v. a. m.) Im vorliegenden Fall gestattet jedoch die Zeugenliste und die Tatsache der Existenz einer Ministerialenkirche eine relativ exakte Zuordnung zu Griesbach bei Pfaffenhofen an der Ilm. Quellenangaben finden sich übrigens auch bei F. Hilble: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Oberbayern, Landkreis Pfaffenhofen a. d. Ilm, München 1983, S. 39. In der Griesbacher Kirche selbst liegt eine Kirchenbeschreibung aus unbekannter Hand, welche mehrere Quellen erwähnt, aber in der geschichtlichen Deutung zahlreiche Fehler enthält (z. B. falsche Zuordnung der Grafen von Scheyern) und speziell die Mitwirkung der Pabonen nicht wahrnimmt.

[17] Vom Begräbnis des Grafen spricht F. Heyn, der Sekretär des großen Gottfried Wilhelm Leibnitz, welcher Siebeneichen im Jahr 1687 auf der Durchreise besuchte. Von zwei Söhnen ist die Rede bei J. Braun (1581-1651) in seiner "Nordgau-Chronik" und bei Aventinus in seiner "Bayerischen Chronik" (welcher z. T. die erstere Chronik verwendet hat). Hierzu und zum Folgenden siehe: M. Lommer: St. Barbara zu Siebeneichen..., Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 136, S. 1996, S. 50f. Speziell die Genealogie des im Weiteren erwähnten Sulzbacher Landrichters Johann von Abensberg und seinen Beziehung zum Pabonengeschlecht liefert ausfürhlich J. Braun in seiner Nordgauchronik. Siehe J. Braun: Nordgauchronik, ed. A. Eckert, Hersbruck 1993, S. 402f.

[18] Siehe Gemälde im Stadtmuseum Abensberg vom Ende des 15. Jahrhunderts: Graf Babo verabschiedet seinen Sohn nach Freudenberg. Das Bild soll ursprünglich in der Pfarrkirche von Neukirchen bei Sulzbach gehangen haben. Siehe hierzu auch: KdB BA Kelheim, S. 60.

[19] Siehe H. Lassleben: Die malerische Oberpfalt, Kallmünz 1988, S. 78. Den Sohn Welcill erwähnt J. Braun in seiner Nordgauchronik von 1648. Siehe hierzu J. Braun: Nordgauchronik, ed. A. Eckert, Hersbruck 1993, S. 398.

[20] Siehe QE Bd. 5, Urkunde 5, S. 4ff.

[21] Siehe KdB BA Burglengenfeld, S. 93.

[22] Siehe Urkunde CCXII, in Ried, Regesten..., S. 199f.

[23] Siehe MB Bd. 36, Teil 1, S. 588.

[24] Siehe Hauptstaatsarchiv München Kl.Lit. Reichenbach Nr. 41/2 S. 4, auch MB, Bd 14 S. 407f.

[25] Siehe F. Tyroller: Die Herren und Grafen von Altendorf, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 14, 1943/1944, S. 63ff., zur Frage der Lehen S. 90.

[26] Hier die Indizien: Zum ersten konnte Graf Heinrich von Altendorf unmittelbar Burggraf Heinrich III. von Regensburg als Klostervogt von St. Emmeram ablösen, als dieser Regensburg verließ, zum zweiten stammten die Altendorfer ursprünglich aus Stirn bei Pleinfeld in Mittelfranken, wo man gleich mehrere pabonenverwandte Geschlechter (Heidecker, Abenberger, Hilpoltsteiner) verorten kann, zum dritten zeichnet ein "Erchinbert von Altendorf" immer wieder Urkunden innerhalb einer pabonischen Zeugenreihe. Siehe hierzu MB Bd. 14, S. 408: nach Otto prefectus..., Gebhard von Riedenburg, Berthold von Schamhaupten, Udalrich von Wolfstein, Gosbert von Holnstein, Werner von Laaber, Altmann von Siegenburg, Meginhard von Parkstein, oder S. 410: zwischen Uldalich von Wolfstein, Berthold von Schamhaupten und Gebhard von Riedenburg, oder S. 412: zwischen Graf Otto von Regenstauf = Burggraf Otto und Friedrich von Rohrbach, oder S. 415: zwischen Wisnant von Haselbach und Adalbert von Thannbrunn.

[27] Siehe MB Bd. 13, S. 108.

[28] Siehe KdB, Bezirksamt Mühldorf, S. 2245, und weiter unten.

[29] Siehe Streit um die Bistumsgrenzen, Urkunde Nr. CCXLIX, in Ried: Regesten…, S. 229f. Auch P. Käser: Die Diözesangrenzbereinigung der Bistümer Freising - Regensburg im Jahr 1157, Online_Dokumentation: [Link].

[30] Siehe K. Wild: Sankt Georg in Göttersdorf, Landshut 1963, S. 11.

[31] Nur nebenbei: Der Hopfenanbau in der Hallertau, der ihr heute die regionale Identität verleiht, spielte im 12. Jahrhundert nicht die geringste Rolle. Siehe hierzu Siehe O. Beck: Studien über die Grundherrschaft St. Emmeram-Regensburg, Inauguraldissertation, München 1921, in Folgenden abgekürzt mit O. Beck: Grundherrschaft…, S. 133.

[32] Bei Ilmendorf, Pöbenhausen und anderen Orten. Siehe O. Beck: Grundherrschaft…, S. 9 und 50ff.

[33] O. Beck zählt nach dem Rotulus von 1031 fünfzehn zum Kloster St. Emmeram gehörige Pfarrkirchen in Dörfern auf, wobei jedoch in keinem Ort im 12. Jahrhundert eine Kirche mit Profangeschoß neu errichtet wurde. Siehe O. Beck: Grundherrschaft…, S. 158f. Ausnahme der Regel ist vielleicht St. Koloman in Harting bei Regensburg, dessen Kirche bis zur Säkularisation zu St. Emmeram gehörte. Die systematische Inkorporation von Kirchen in Kloster- oder Stiftsgut ist erst kennzeichnend für das 13. Jahrhundert (erstmalig quellenmäßig fassbar im Jahr 1210, Besetzungsrecht des Klosters Waldsassen in der Pfarrei Tirschenreuth).

[34] Siehe O. Beck: Grundherrschaft..., S. 7.

[35] Siehe KdB, Bezirksamt Stadtamhof, S. 33.

[36] O. Beck berichtet von einem Besitzzuwachs in Harting besonders unter Abt Adalbert (1149-1177). Siehe Beck: Grundherrschaft…, S.31.

[37] Siehe Quellen und Erörterungen zur Bayerischen Geschichte, Neue Folge, im Weiteren abgekürzt mit QuE NF, Bd. 8, J. Widemann (Hrsg.): Die Traditionen von St. Emmeram, künftig abgekürzt mit J. Widemann: Traditionen St. Emmeram…, Urkunde Nr. 672, S. 326. Zuvor, nach 1000, ist auch ein Graf Berengar im Kelsgau nachweisbar. Siehe Ried: Regesten…, S. 125.

[38] Siehe F. X. Mayer: Monographien oder topographisch-historische Ortsbeschreibungen des Landgerichtsbezirkes Ritenburg in der Oberpfalz, in: Verhandlungen des historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Band 4, S. 185f.

[39] Siehe O. Beck: Grundherrschaft…, S. 50f.

[40] Siehe O. Beck: Grundherrschaft…, S. 46f.

[41] Siehe Urkunden Nr. 14 und 26 in J. Geier: Die Traditionen Urkunden und Urbare des Klosters St. Paul in Regensburg, QuE NF 34, 1986, S. 14 und 21f.

[42] Siehe hierzu auch die Aufstellung des Pabonen-Erbes bei M. Mayer: Geschichte der Burggrafen…, S. 51ff.

[43] Siehe J. Widemann: Traditionen St. Emmeram…, Urkunde 414, S. 268. Der Begriff "senior" in der Urkunde bezeichnet nicht den Gatten, sondern den Lehensherrn.

[44] Siehe O. Beck: Grundherrschaft…, S. 33.

[45] Siehe Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Bd. 5, Eichstätt 1858, N.N.: Lieb-Frauen-Chronik des Bisthums Eichstätt, S. 178f.. Ähnlich aufgegriffen am Beispiel der Kirche von Kevenhüll bei Beilngries von Chronisten des Khevenhüller Adelsgeschlechtes in der Steiermark, dem steiermärkischen Geistlichen B. Czerwenka: "... der Thurm bildete ein massives, zuerst aus Quadern, später aus Bruchsteinen aufgeführtes rechteckiges Gebäude, dem nur seine Höhe eine thurmähnliche Gestalt gab. Im untersten Theil befand sich eine Kapelle - dort, wo heute das Presbyterium ist; darüber war ein Wohnraum, das Rittergemach; das nächste Stockwerk enthielt das Frauengemach, zu dem man von außen mittels Stein- oder Holztreppen gelangte. Ein Satteldach schloss das ganze Gebäude... wurde der Raum zu beschränkt, so half man sich durch einen Anbau, der ebenfalls aus dicken Mauern bestand und mit kleinen, in bedeutender Höhe angebrachten Fenstern versehen war. Dieser Anbau gestaltete sich später zum Schiff der Kirche. Derlei Thürme waren sehr häufig.... Rundbogen und einfache Kreuzgewölbe in den Presbyterien deuten auf die romanische Bauperiode hin. Als die Ritter diese einfachen Landsitze verließen, blieb das Gebäude lediglich zu kirchlichem Gebrauche übrig..." Siehe B. Czerwenka: Die Khevenhüller..., Wien 1867, S. 7f.

[46] Zur Grenze siehe u. a. W. Kraft: Gau Sualafeld und Grafschaft Graisbach, in Jahrbuch für fränkische Landesforschung, Bd. 13, 1953, S. 90ff.

[47] Zur Doppelministerialität siehe W. Hechberger: Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter, Ostfildern 2005, S. 393ff.

[48] Der Einfluss der Pabonen im Kelsgau bestand mindestens seit dem frühen 11. Jahrhundert, als eine Tochter Graf Ottos im Kelsgau Burggraf Heinrich I. geheiratet hatte, woraus wiederum auch die Dynastie der Grafen von Scheyern und später Wittelsbach ihren Anfang genommen haben soll. Nach Auflösung des alten Komitats "in pago Chelesgouve" fielen große Teile des Gaus an die Pabonen. Spätestens nachdem die Grafen von Scheyern im westlichen Kelsgau von Bischof Gebhard I. von Eichstätt in einem erfolgreichen Feldzug wegen ihres Raubbaus vertrieben worden waren, d. h. ab Mitte des 11. Jahrhunderts, scheinen sie dort keinen nennenswerten Einfluss und auch keinen Besitz mehr gehabt zu haben. So umfasste ihr Komitat nur die Festen in Kelheim und Irnsing sowie einiges Allodialgut im östlichen Kelsgau, dem heutigen Landkreis Kelheim. Siehe zu dieser Frage MB Bd. 28, S. 241f. und einige Belegstellen weiter unten. Außerdem F. Heidingsfelder: Die Regesten der Bischöfe von Eichstätt, Würzburg 1915-1938, S. 115. Die historische Annahme, dass die Wittelsbacher die Landgrafschaft auf dem Kelsgau besessen hätten, ist vor diesem geschichtlichen Hintergrund allenfalls auf die Gegend um Kelheim zu beziehen; pauschalisierende Angaben, wie sie sich z. B. bei C. T. Heigel und S. O. Riezler finden (Das Herzogthum Bayern zur Zeit Heinrichs des Löwen und Ottos I. von Wittelsbach, München 1867, S. 75, 283ff.), sind durch die Urkunden nicht belegt. Siehe hierzu auch L. C. Bethmann: Anonymus Haserensis, in MGH SS Bd. 7, S. 264. P. Fried: Die Herkunft der Wittelsbacher, in: Wittelsbach und Bayern I/1, München 1980, S. 29ff. S. Weinfurter: Eichstätt im Mittelalter, Regensburg, Eichstätt 2010, S. 80.

[49] Es ist S. Weinfurter in allen Punkten beizupflichten, diesen Grafen eher den Pabonen als den Grafen von Lechsgmünd zuzuordnen. Siehe hierzu S. Weinfurter: Eichstätt im Mittelalter, Regensburg, Eichstätt 2010, S. 74ff. Nicht zufällig bestieg wenig später ein Regensburger Kanoniker aus dem Dunstkreis der Pabonen, der eben genannte Gebhard I. den Stuhl von Eichstätt, um 1055 sogar Papst (Viktor II.) zu werden.

[50] Zur Frühgeschichte der Hirschberger mehr bei P. Fried: Zur Herkunft der Grafen von Hirschberg, in: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte, Bd. 28, 1965, S. 82ff. Zur späteren Hofmark Ottenburg siehe auch Historischer Atlas von Bayern, Altbayern Reihe 1, Hft. 11-12: Die Landgerichte Dachau und Kranzberg, München 1958, S. 208ff.

[51] F. Heidingsfelder unterschied dabei zwischen Sitzen von Edelfreien und Ministerialen, was wir insofern nicht für sinnvoll erachten, als es prinzipiell auch edelfreien Familien möglich war, gegenüber hochrangigeren Adeligen ein Ministerialitätsverhältnis einzugehen. Siehe KdB, Bd. 2, Bezirksamt Eichstätt, S. 6. Mehr zu den möglichen Abhängigkeiten auch weiter unten, im prosopographischen Teil der Arbeit.

[52] Die Urkunde ist abgedruckt bei K.A. Muffat: Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berchtesgaden, in: QuE, Bd. 1, S. 330f. Burggraf Heinrich IV. wird in ihr als "comes provincialis" bezeichnet, was ihn als Inhaber der landgräflichen Rechte ausweist. Wenig wissen wir über die Malstätten der Pabonen; eine bedeutsame lag bei Riedenburg in der Gemarkung Ottersdorf, wo man neben einem pabonischen Burgstall noch heute die über 1000jährige Gerichtseiche bewundern kann, unter deren Schirm damals getagt wurde. Zur Datierung der Urkunde siehe H. Schneider: Die Landgrafschaft Stefling und die frühe Landgerichtsbarkeit auf dem Nordgau, in: 1000 Jahre Stefling..., S. 29. Wir teilen nicht die Ansicht Schneiders, dass es sich bei dem Gerichtsherrn um einen Landgrafen von Stefling handelte; die unten geschilderte Datierung macht diese Hypothese nicht zwingend notwendig.

[53] Arnsberg, Ettenstatt, Altmannstein, Hilpoltstein, Pfalzpaint, Breitenbrunn, Premerzhofen, Laber, Staufersbuch, Obermässing, Frickendorf, Lobsing, Reichersdorf, Oberdolling, Pleinfeld, Töging, Leutenbach, Mettendorf. Sämtliche Sitze (Ministerialen und Edelfreie) zählen nach Ansicht der älteren Genealogen zur pabonischen Stammesverwandtschaft. Damit ist auch der Bezug zwischen diesen und dem Ort Pfalzpaint hergestellt, der den oben erwähnten eigenartigen Turmbau aufweist.

[54] Die althergebrachte Sitte, die Zeugen an den Ohren zu ziehen - per more norico aut baiovarico -, ist zwar nicht spezifisch, aber kennzeichnend für die Gerichtstage der Pabonen; sie verlor sich im 13. Jahrhundert.

[55] Zur Begründung siehe weiter oben, unter Pabo von Abendsberg.

[56] Ausführliche Begründung in Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Bd. 5, Eichstätt 1858, N.N.: Lieb-Frauen-Chronik des Bisthums Eichstätt, S. 116.

[57] Siehe K.A. Muffat: Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berchtesgaden, in: QuE, Bd. 1, S. 344.

[58] Siehe K.A. Muffat: Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berchtesgaden, in: QuE, Bd. 1, S. 349f.

[59] So hatte z. B. ein Emmendorfer Burggraf Heinrich III. von Regensburg auf einer Reise ins Heilige Land begleitet. Siehe Templerurkunde von 1167 weiter unten. Fuchs erwähnt in der Chronik von Plankstetten, dass sich 1145 ein Emmendorfer zeitweilig in die Ministerialität der Regenburger Kirche begab. Bei einem Gerichtstag Burggraf Heinrichs III. wurde im Jahr 1157 dem Kloster Plankstetten der sog. Hornungshof zugesprochen. Als Zeugen an der Seite des Burggrafen fungierten u. a. neben den pabonischen Kognaten aus Altmannstein und Hilpoltstein auch Ministerialen aus Pfalzpaint und Emmendorf. Siehe J. B. Fuchs: Geschichte des Benediktinerklosters Plankstetten, in: Jahrbuch des Historischen Vereins für Mittelfranken, Bd. 16, 1847, S. 48 und 50. Der in der Berchtesgadener Urkunde erwähnte Rudolf von Töging hatte seinen Ministerialensitz mit großer Wahrscheinlichkeit an der Kirche St. Peter in Töging (siehe oben), deren Patrozinium auffallenderweise mit dem des Klosters Berchtesgaden, aber auch mit dem des Doms von Regensburg identisch ist (in dessen Bistum sie jedoch nicht liegt).

[60] Als Bischof Heinrich von Regensburg am 28. April 1136 die schon im 9. Jahrhundert zu St. Emmeram gehörige Pfarrei Schamhaupten mit allen Einkünften und Kapellen der Umgebung dem neu gegründeten Chorstift Schamhaupten überließ, findet sich unter den Laienunterschriften der Urkunde an erster Stelle Burggraf Otto I. und sein Sohn Heinrich, im Weiteren auch ihr Verwandter Ernst, der Sohn des Markgrafen Leopold (zur Biographie siehe weiter unten). Es ist anzunehmen, dass damals Schamhaupten und sämtliche in der Urkunde erwähnten Dörfer, darunter Pondorf, Schafshill, Megmannsdorf, Thanhausen, Sandersdorf u. a. ursprünglich zur Grafschaft der Pabonen gehörten und erst später an die Grafen von Hirschberg fielen, die sie dann 1305 im Rahmen der Auseinandersetzung ihres Erbes dem Herzog von Bayern überließen. Siehe Urkunde Nr. CCXIV in Ried: Regesten…, S. 200f.

[61] Diese verwandtschaftliche Beziehung, auch zu Bischof Otto von Eichstätt, stellt mit nachvollziehbaren Argumenten Joseph Georg Suttner im Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt her. Siehe Bd. 5, Eichstätt 1858, N.N. (Joseph Georg Suttner): Lieb-Frauen-Chronik des Bisthums Eichstätt, S. 152ff. Mehr hierzu weiter unten.

[62] Der Ort Biberbach findet sich dementsprechend in der "Fundatio monasterii in Walderbach", z. B. F. Wittmann: Die Burggrafen von Regensburg…, S. 411, oder M. Mayer: Geschichte der Burggrafen…, S. 67. Er entspricht nicht, wie vielfach behauptet, einer gleichnamigen Ortschaft bei Waldmünchen in der Oberpfalz, denn letzteres Biberbach gehörte zum Kloster Schönthal, nicht zu Walderbach. Mehr zum Ort Biberbach und zur Öttinger Verwandtschaft der Pabonen weiter unten.

[63] Beim Hornungshof handelt es sich nach Löwenthal um das heutige Harenzhofen bei Velburg. Er wurde auf einem Placitum Burggraf Heinrichs III. von Regensburg, im Beisein seines Sohnes Friedrich, Gerhards von Grögling u. v. a. m. dem Kloster Plankstetten zugesprochen. Siehe J. B. Fuchs: Geschichte des ehemaligen Benediktinerklosters Plankstetten, in Jahrbuch des Historischen vereins von Mittelfranken, Beilage III., S. 50, und: J. N. von Löwenthal: Geschichte des Schultheißenamts und der Stadt Neumarkt..., 1805, S. 78.

[64] Siehe MB Bd. 49, NF 3, S. 28, Urkunde vom 20. September 1158.

[65] Vortrag des Abtes Dr. Beda Sonnenberg beim Diözesangeschichtsverein Eichstätt, siehe Artikel in der "Mittelbayerischen Zeitung" , 14. Januar 2012, S. 45.

[66] Exemplarisch seien genannt die Burgställe von Oberbürg (hier noch mit geringem Quadermauerwerk), Altenburg, Holnstein und Ödenburg an der weißen Laaber, von Türklmühle und Steinerbrückl an der schwarzen Laaber.

[67] Siehe A. Wiesneth: Bauforschung an der Burg Prunn, in: "Umb die vest prunn", Geschichte, Baugeschichte und der Prunner Codex, Bayerische Schlösserverwaltung: Forschungen zur Kunst- und Kulturgeschichte, Band XI, 2012, S. 70ff.

[67a] Siehe Johannes Braun: Nordgauchronik, ed. A. Eckert, Hersbruck 1993, S. 397. Zu den Breitensteinern und ihren Beziehungen zu den Hilpoltsteiner und Pabonen siehe auch C. Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg, Bd. 20, 1861, an diversen Stellen.

[68] Siehe zum Beispiel C. Siegert: Geschichte der Herrschaft, Burg und Stadt Hilpoltstein, in: Verhandlungen des Historischen Vereines von Oberpfalz und Regensburg, Bd. 20, 1861, S. 20ff. Oder: J. E. Ritter von Koch-Sternfeld: Die altgefeyerte Dynastie des Babo von Abensberg in ihrer Abkunft, Verzweigung und Gesamtgenossenschaft in Bayern und Österreich, Regensburg 1837. Oder Pastoralblatt des Bisthums Eichstätt, Bd. 5, Eichstätt 1858, N.N.: Lieb-Frauen-Chronik des Bisthums Eichstätt, S. 125ff.

[69] Die Bewohner von Hofstetten bei Hilpoltstein waren noch über Jahrhunderte sehr stolz auf ihre Walderbach’sche Tradition und verteidigten ihre daraus resultierenden Rechte und Freiheiten erbittert bis zu Gründung des Königreiches Bayern 1806. Siehe E. Wurdak: Hofstetten, ein Dorf kämpft um seine Rechte und Freiheiten, in: Heimatkundliche Streifzüge, Schriftenreihe des Landkreises Roth, Heft 11, 1992, S. 4ff.

[70] C. Siegert erwähnt, dass der Urkundenlage nach im 13. Jahrhundert in Meckenhausen sogar ein Zweigkloster von Walderbach gestanden haben soll. Siehe C. Siegert, a.a.O., S. 108, und Regesta Boica, Bd. 4, S. 763.

[71] Welches im 12. Jahrhundert Gottsdorf hieß; wenn nicht der gleichnamige Ort bei Persenbeug an der Donau gemeint ist. Siehe weiter unten.

[72] Siehe „Fundatio monasterii in Walderbach“, F. Wittmann: Die Burggrafen von Regensburg…, S. 411, und M. Mayer: Geschichte der Burggrafen…, S. 67.

[73] Siehe F.X. Buchner: Die selige Stilla von Abenberg, Eichstätt 1936, S. Abb. Ziwschen S. 16 und 17, sowie S. 18ff.

[74] Siehe PB 9, 1862, 141ff. Bischof Gundekar weihte nach dem „Pontificale Gundecarianum“ allein 126 Kirchen!

[75] Eintrag im Nekrolog des Kloster Dießens: „25. Sept.: Es starb der Laie Ebvenrab, der die Kirche Schondorf in wunderbarer Technik - mirabili opere - baute.“ Nach C. Frank: Pilgerherbergen des 12. und 13. Jahrhundert, Bd. 29, S. 183. Die Festschrift „Schondorf feiert seine Kirchen“, St. Ottilien, S. 10, zitiert dagegen aus dem Dießener Jahrgangsverzeichnis für den 1. Juli einen Chuonradus, der „angeblich 1149 die Kirche Schondof errichtete - qui ecclesiam Schondorf opere laudabiliter construxit…“. Die Rolle und die gegenseitige Beziehung der wohl zwei distinkten Personen bleiben unklar; wahrscheinlich handelte es sich um Brüder.

[76] Die Einheirat einer Pabonentochter ins Haus Frontenhausen erschließt sich aus der „Vita Chuonradi archiepiscopi Salisburgensis“. Siehe MGH SS, Bd. 11, S. 63. Die beste Genealogie zum Haus Frontenhausen-Lechsgemünd (die jüngere Linie des Hauses Lechsgemünd) findet sich in Band 8/9 des Jahrbuchs für fränkische Landesforschung, JG 1943: Erich Freiherr von Guttenberg: Exkurs: Zur Genealogie der älteren Grafen von Lechsgemünd-Horburg und der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd, S. 176ff., insbesondere 199ff. Entsprechend späteren Genealogien übergehen wir bei der Nummerierung der Grafen Heinrich von Lechsgemünd die ältere Linie; damit entspricht Graf Heinrich I. von Frontenhausen-Lechsgemünd dem Grafen Heinrich III. nach der Zählung von Guttenbergs.

[77] Den Besitz hatte 1131 der Regensburger Bischof Heinrich I. von Wolfratshausen an den bayerischen Herzog Heinrich den Stolzen im Rahmen der Querelen, die um seine Wahl entstanden waren, abgetreten.

[78] Siehe H. Schneider: Die Landgrafschaft Stefling und die frühe Landgerichtsbarkeit auf dem Nordgau, in: 1000 Jahre Stefling..., S. 29.

[79] Ein Ministeriale namens "Heinricus de Steveningen", der zu diesen Orten gehörte, ist unter den Urkunden der Probstei Berchtesgaden und im Codex Falkensteinensis unter der Urkundennummer 163 vermerkt. Vom Hof Stöffling - de Steveningen - durften die Falkensteiner als Vögte des Klosters Herrenchiemsee Naturalabgaben beziehen. Siehe Urkunden 107 und 163 in E. Noichl: Codes Falkensteinensis, die Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein, 1978, S. 71 und 143. Und: K.A. Muffat: Schenkungsbuch der ehemaligen gefürsteten Probstei Berchtesgaden, in QuE Bd. 1, S. 279. Unter den Urkunden Herzog Heinrichs des Löwen findet sich eine Schlichtungsurkunde vom Sept. 1174, in der der Herzog dem Kloster Raitenhaslach die ihm von Heinrich von Siegsdorf geschenkten, aber von Otto von Stöffling entfremdeten Güter Tollberg und Trune zuspricht. Der "dominus Otto de Steveninken" hatte die Witwe des Siegsdorfers zuvor geheiratet. Der Schiedsspruch des Herzogs führte zu keinem Ergebnis, denn unter Herzog Otto von Wittelsbach wurden zwischen 1180 und 1183 die Güter erneut dem Kloster zugesprochen. Siehe Urkunde 101 in MGH DD HL S. 152f.

[80] Siehe z. B. Urkunden Nr. 115, 120a, 143 in E. Noichl: Codes Falkensteinensis, die Rechtsaufzeichnungen der Grafen von Falkenstein, 1978, S 80f. und 87.

[81] Für die Zuschreibung der Lokalhistoriker an die Grafen von Falkenstein fehlt jeglicher Beleg; der Ort oder ein zugehöriger Ministeriale ist im lückenlosen Güter- und Vasallenverzeichnis des Codex Falkensteinensis nicht vertreten. Es hätte im Fall des Besitzes von Urschalling für die Falkensteiner auch kein Motiv ergeben, unmittelbar daneben den Ort Prien zu gründen.

[82] Allerdings war schon 1125 durch Einheirat eine Verbindung der Falkensteiner mit der Weyarn-Neuburger Grafenlinie erfolgt, was sich auch in der Falkensteiner Gründung des Klosters Weyarn im Jahr 1133 manifestiert. Inwieweit diese Verbindung für die Pabonen eine ungünstige Entwicklung bedeutete, muss man mangels hinweisender Dokumente offen lassen.

[83] Interessanterweise ist im Nekrolog von St. Jakob in Regensburg ein "Albertus von Mittersil" als Grundstückschenker für das von den Pabonen gegründete Schottenkloster in Regensburg verzeichnet, während die Vita S. Mariani von Graf Friedrich von Frontenhausen als Spender spricht. Aufgrund des hier Erklärten besteht wohl kein Widerspruch, wie von H. von Walderdorff angenommen, sondern eben ein entsprechendes Vassalitätsverhältnis. Siehe H. v. Walderdorff: St. Merderdach und St. Marian und die Anfänge der Schottenklöster zu Regensburg, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, Bd. 34 (1879), S. 230.

[84] Das Suffraganbistum Chiemsee wurde 1215 unter der Mitwirkung Kaiser Friedrichs II. aus der Teilen der Erzdiözese Salzburg als Eigenbistum des Erzbischofs Eberhards II. von Regensberg rekrutiert und umfasste zunächst 10 Pfarreien, die schon unter dem Stauferkönig Philipp von Schwaben an das Erzbistum Salzburg gefallen waren. Zum Bistum gehörte neben weiten Teilen des Chiemgaus das Inntal um Kufstein und die Alpentäler um Kitzbühel bis zum Pinzgau, also gerade die Gebiete, die zuvor zum Bistum Regensburg und zum Herzogtum Bayern gehört hatten und von den Landgrafen von Stefling und Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd verwaltet worden waren. Nachdem die Burg- und Landgrafen ausgestorben waren, übergab der Graf von Lechsgemünd im Jahr 1207 seinen Besitz in den Alpen an die Erzdiözese Salzburg, gegen eine hohe Entschädigungssumme. Daraus wurden die bayerischen Ämter Kufstein, Kitzbühel und Rattenberg gebildet, welche erst 1504 an Tirol verloren gingen. Interessanterweise galt in den drei genannten Orten bis in das 19. Jahrhundert weiterhin das Landrecht Ludwigs des Bayern, so dass diese Städte innerhalb Tirols eine juristische Sonderstellung einnahmen.

[85] Quellenangaben hierzu bei Erich Freiherr von Guttenberg: Exkurs: Zur Genealogie der älteren Grafen von Lechsgemünd-Horburg und der Grafen von Frontenhausen-Lechsgemünd, Band 8/9 des Jahrbuchs für fränkische Landesforschung, JG 1943, S. 214: Tradition des Klosters Raitenhaslach: Um 1190 Graf Hainrich (ohne Zuname) und sein Sohn Chunrad (der spätere Bischof von Regensburg) bezeugen für "Konrad von Reddenberc". Tradition des Klosters Baumburg: Treuhänderische Übergabe eines Klerikerbesitzes im Pinzgau an Graf Konrad von Frontenhausen, zur Übergabe ans Kloster Baumburg, bezeugt von den gräflichen Verwandten "Chunrado de Rettenberc et fratre eius Hainrico de Frantenhusen." Beide Verwandten treten ein weiteres Mal als Zeugen gemeinsam auf: "Heinricus comes in Frantenhus. Chounradus in Rettenberch". Siehe MB 3, S. 92f. Rettenberg wird in anderen Quellen und Übersichten mit Rattenberg in Tirol oder Rettenbach bei Traunstein gleichgesetzt, ohne sichere Beweislage.

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