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Die romanischen Landkirchen mit profanem Obergeschoß

Kirchen mit abgegangenem oder möglichem Profangeschoß - typenverwandte Kirchen

Ein profanes Obergeschoß ist bei folgenden Kirchen nicht mehr erhalten, seine Existenz zur Erbauungszeit wird aber aufgrund baulicher Merkmale [01], archivarischer Hinweise oder weitgehender Typenverwandtschaft zu den obigen Kirchen erschlossen.

  • Oberpfalz
  • St. Matthäus in Altentreswitz bei Vohenstrauß:

    Auf einer Terrasse im Dorf gelegener, im Vergleich zur Länge unverhältnismäßiger hoher Apsidensaal aus dem 12. Jahrhundert. Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts Freilegung hoher Fenster und Mauersprünge, damit Hinweise auf ein vormaliges Obergeschoß über einer Gewölbetonne. Reste einer massiven Westempore. Das Südportal aus Granit-Großquadern.

    Burgkapelle Heilige Dreifaltigkeit und Heiliger Johann Nepomuk in Breitenstein bei Königstein:

    Hoher Quaderbau mit einer Rundapsis und drei Geschoßen, an exponierter Stelle über einem Felssturz. Im Untergeschoß einst Durchgang zu einem Ansitz auf steilem Fels im Norden, später Umwandlung in einen Sakralraum und Einbau eines barocken Stützgewölbes. Über der Oberkapelle früher weiteres Geschoß, heute lediglich erkennbar an einer hohen Fensteröffnung über der Apsis. Nachträgliche Integration der Kapelle in die Vorburg der späteren Burg Breitenstein (Mauernähte).

    St. Ägidius in Hof bei Oberviechtach:

    Älteste Kirche des Landkreises Oberviechtach. Flachgedeckter Saal mit quadratisch eingezogenem, überwölbtem Chor, an einer Hangkante bei einem ehemaligen Meierhof gelegen, errichtet aus teilweise sehr großen Granitblöcken. Westempore nicht ursprünglich. An der Westfront vermauerter Obereingang, von dort Treppenaufgang als Hinweis auf ein früheres Obergeschoß, welches wegen zwischenzeitlicher Zerstörungen und Brände nicht erhalten ist.

    St. Koloman in Harting bei Regensburg:

    Barockisierte Dorfkirche in der Nähe von Regensburg, zweijochiger Gewölbebau mit hölzerner Westempore auf romanischen Ansätzen. Von dort Aufgang in der Mauerstärke zu einem heute abgetragenen profanen Obergeschoß, von außen erkennbar an einem kleinen romanischen Lichteinlass im Westgiebel. Ehemaliger Südeingang zur Kirche und erhöhter Westeingang zur Empore zugesetzt.

    St. Johann Baptist in Burgweinting:

    Die im Volksmund "Synagoge" oder "Judentempel" genannte Kirche war entsprechend der Beschreibung und Abbildung in den "Kunstdenkmälern von Bayern" eindeutig eine Kirche mit profanem Obergeschoß (Trauf- und hohe Giebelfenster!). Sie wurde im 20. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgerissen.

    St. Nikolaus in Haugenried bei Nittendorf:

    Flachdeckte Chorturmkirche außerhalb des Dorfes, deren "archaisch" geschichtete Großquader aus Granit auf einen ursprünglich viel höheren Bau hindeuten. Langhaus flachgedeckt, Presbyterium überwölbt, hölzerne Westempore. An der Südseite in 4 m Höhe vermauerte romanische Eingangsöffnung in ein inzwischen teilabgetragenes Obergeschoß.

    Kirche Unserer Lieben Frau in Oberammerthal:

    Einst Kapelle der Burg Amardela, einzelne Bauteile aus dem 10. Jahrhundert. Bauliche Veränderungen im 12., 15. und 16. Jahrhundert. Zwei romanische, rundbogige Trauffenster in der Nordwand der hohen Saalkirche belegen ein einstiges Profangeschoß. Die nahe gelegene Kirche St. Nikolaus, eine romanische Chorturmanlage aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, zeigt ebenfalls Kriterien der Obergeschoßkirchen (Quaderung, Überhöhung der Langhauswände, Kragstein).

    Kirche St. Salvator bei Hohenburg:

    Die Kirche gilt als gotischer Bau des 14. Jahrhunderts, hat aber Zeichnungen M. Stangs zufolge noch 1600 eine romanische Rundapsis besessen. Diese Apsis und das auffallende hohe und gedrungene Schiff sprechen für eine Entstehung im 12. Jahrhundert. Ein doppelter Mauerversatz der Schiffswände in ca. 3 m Höhe, die Überlieferung, dass bis in jüngste Zeit ein hoher Außeneingang der Kirche, schräg oberhalb des Südportals, existiert hat, der als vermauerte Nische innen noch erkennbar ist, sprechen für ein vormals profanes Obergeschoß. Ein weiterer hoher Übergang band später auch ein westlich des Schiffs gelegenes got. Spital an, einen sogenannten "Siechenkobel", nach dem die Kirche noch heute den Volksnamen "Kobelkirche" oder "Koppelkirche" trägt.

    St. Bartholomäus in Altfalter:

    Hoch über der Schwarzach auf einem Geländesporn thronender romanischer Saalbau mit doppelgeschoßiger, eingezogener Halbkreisapsis aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts. Umbauten im 18. Jahrhundert, dabei Rückbau des vormaligen Profangeschoßes, Einzug einer Stichkappentonne und Einbau vergrößerter Fenster im Schiff, Vierecktürmchen über der mit Pultdach gekappten Apsis. Vermutlich vormaliger Obereinstieg an der Westseite, heute verputzt.

    St. Jakob in Willhof:

    Romanische Chorturmkirche in malerischer Lage auf einer Klippe über einer Schwarzachschleife, erbaut aus rötlichen Granitgroßquadern, aus der Zeit um 1150. Die Kirche wurde wohl in den Hussitenkriegen abgebrannt, der obere Mauerkranz ist geborsten und mit minderwertigem Bruchsteinmaterial ersetzt. Romanisches Südportal mit schmucklosem Tympanon und auf Kämpfern liegendem Rundbogen, kleine Südwandnische aus gotischer Zeit. An der Nord- und Westfassade zwei Einstiege auf die Westempore und in ein abgegangenes Obergeschoß, nebenstehender Edelsitz abgegangen. Romanische Fenster durch Barockfenster ersetzt, romanisches Emporenfenster verbreitert. Tonnengewölbter Altarraum, aus dem Lot gehender Chorbogen mit flachen Kämpfern.

    St. Jakob in Neunburg vorm Wald

    Zentrum der Keimzelle Neunburgs in der Vorstadt "Am Aign". Romanischer Saalbau aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, aus kleinen Granitquadern mit verstrichenen Fugen, heute verputzt. Die Rahmen der hohen Rundbogenfenster in der Südwand und eines Einstieges an der Westwand sind freigesetzt. Romanischer Chorturm mit flachrunder Scheitelapsis und Rundbogenfenster. Zusätzlich runde Schallöffnung mit Ährenprofil an der Südwand oberhalb der Holzempore, ein weiterer unverzierter Okulus an der Nordwand. Im Inneren belegen eine heute zugesetzte und verputzte Rechtecköffnung in Höhe der Westempore und hohe Mauersprünge an der Nord- und Südwand den vormaligen Obereinstieg in ein nicht mehr vorhandenes Obergeschoß. Kreuzgratgewölbter Chor, flachgedeckter Kirchensaal, mit der seltenen Figur einer "Heiligen Kümmernis" (Bärtige Frauengestalt in Nachbildung eines romanischen Kruzifixes; Volto santo) an der nördlichen Chorwand. An der südlichen Chorwand außen finden sich frühe Grabsteine von Kreuzfahrern, mit Kreuzstabmotiven.

    St. Helena in Schrotzhofen bei Beratzhausen:

    Auf einem Burgstall errichteter, zweijochiger Apsidensaal des 12. Jahrhunderts mit wuchtigen Quadermauern (1,0 - 1,5 m Wandstärke). Heute zugesetztes Südportal mit profilierten Kämpfern, verputztes Tympanon. Darüber fein skulptiertes Rundbogenfenster. Westwärts daneben in 4 m Höhe der zugesetzte Obergeschoßeingang mit einer lichten Höhe von 1,4 m. Moderate Umgestaltung der Kirche im 17. Jahrhundert (Barockfenster, Westeingang). Rundapsis mit Rundbogenfenster und apartem Kugelfries.

    St. Andreas in Schwarzenthonhausen:

    Nicht weit von Schrotzhofen entfernt befindet sich die Dorfkirche von Schwarzenthonhausen, eine im Barock neu gestaltete und neuzeitlich verputzte Chorturm-Kirche, der man auf den ersten Blick ihr hohes Alter nicht ansieht. Die Großquader am Sockel, ein östliches Rundbogenfenster am Chorscheitel, ein in ca. fünf Meter Höhe befindlicher Obereinstieg an der südlichen Turmwand mit gekehltem Trittstein und ein daneben liegender Mauerrücksprung der östlichen Schiffswand belegen jedoch nicht nur die Bauzeit in der Romanik resp. im 12. Jahrhundert, sondern zweifelsfrei auch die ehemalige Obergeschossigkeit.

    St. Maria in Oberweiling bei Velburg:

    Romanische Chorturmanlage aus fein geschnittenen Kalksteinquadern, heute in toto verputzt. Langhaus ursprünglich flachgedeckt, später gotisch gewölbt. Ein in Emporenhöhe liegender Zugang in der Westwand und eine in der Mauerstärke ausgeführte Steintreppe in ein Obergeschoß sind vorbeschrieben, heute jedoch durch eine Westerweiterung vollständig beseitigt, der Maueransatz über den Gewölben ist noch erkennbar. Romanisches Würfelkapitell als Rest des alten Chores.

    Vormalige Burgkapelle Maria Hilf in Rohrbach bei Kallmünz:

    Hohe Saalkirche mit flacher Rundapsis, auf einem Geländesporn zwischen dem Forellenbach und der Vils gelegen, in der Barockzeit umgebaut und zur Friedhofskapelle erweitert, heute verputzt. An der Apsis Rundbogenfries und Scheitelfenster aus der Anfangszeit. Auf ein vormaliges Vollgeschoß über dem Sakralraum weisen die unverhältnismäßige Höhe der Kapelle und zwei Fenster am gestuften Ostgiebel hin, welche wohl in der Neuzeit erweitert wurden. Ein abgegangener Edelsitz ist heute noch erkennbar an den Resten mehrerer vorgeschalteter Halsgräben.

    St. Bartholomäus in St. Bartlmä bei Dietfurt:

    Kleine romanische Chorquadratkirche, direkt an ein Bauernhaus an der Wissinger Laaber angebaut, innen und außen verputzt und barock transformiert. An der Südseite finden sich zwei zugesetzte Rundbogenfenster mit relativ tiefem Ansatz, sowie ein zugesetztes Scheitelfenster. Nicht nur die Fensteranordnung an der Südwand, sondern auch ein umlaufender Mauerabsatz im Kirchenschiff und an der äußeren Ostfassade sprechen eindeutig für ein abgegangenes profanes Obergeschoß.

    St. Peter in Töging im Altmühltal:

    Dieser von den Inventarien fälschlicherweise der Gotik zugeordnete Kirchenbau - in unscheinbarer Lage an einer Durchfahrtsstraße gelegen - geht in Resten (Stumpf des Chorturmes mit kleinem romanischem Rundbogenfenster, Seitenwände des Schiffes) auf einen von Bischof Gundekar von Eichstätt im Jahre 1058 geweihten Kirchenbau zurück. Aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts dürften das romanische Südportal sowie ein niedriger Obereinstieg an der Nordwand (siehe Bild) stammen, welche erst 1986 entdeckt wurden. Letzterer führte zu einem heute abgegangenen Edelsitz hinüber. Ein zuvor vorhandenes Obergeschoß ist gut denkbar.

    Heilige Drei Könige und St. Matthäus in Friedersried:

    Romanische Saalkirche aus Sandstein, zweischiffig angelegt, mit einem 1959 freigelegten, schön gestuften Gewändeportal. Wegen statischer Probleme um 1720 wurden das Gewölbe und ein profanes Obergeschoßes abgetragen, auf welches heute Pfeilervorlagen, romanische Langhausfenster und ein Aufgang in der Mauerstärke hinweisen. Starke Stützpfeiler an der südlichen Außenwand. Beigestellter Turm abgegangen, in Fundamentresten noch nachweisbar.

    St. Ägidius in Schönfeld bei Wald:

    Aus sorgfältig behauenen Granitblöcken errichtete Saalkirche mit zwei überwölbten Jochen und einer Rundapsis, von Süden über eine Granittreppe erschlossen. Romanisches Tympanon mit einem Kreuzstab. Zahlreiche Steinmetzzeichen in Form von Kreuz und stilisiertem "T". In der Mauerstärke Aufgänge zu einem Profangeschoß, über die unterwölbte Westempore, in Emporenhöhe zusätzlich westlicher Außeneingang, heute zugesetzt. Das Obergeschoß selbst ist nicht mehr vorhanden, Ausbesserungen am oberen Mauerkranz der Kirche weisen auf einen Rück- und Umbau hin. Zusätzlich niedriges, durch Mauerschlitze belüftetes Kellergeschoß unter dem erhöhten Kirchenraum, von diesem durch eine Balkenlage getrennt. Lage an 3 Bauernhöfen, früherer Edelsitz fraglich.

    St. Matthäus in Zinzendorf bei Wörth an der Donau:

    Hohe und schmale romanische Saal-Apsiden-Kirche, Schiff in der Tonne gewölbt, Apsiswölbung wohl neuzeitlich. Ein aufgelassenes Obergeschoß ist an der Überhöhung der Langhausmauern und an Lichteinlässen der Ost- und Westwand abzuleiten. Romanische Kragsteine an den Traufkanten als Hinweis auf ein vormals überbordendes Dach wie in Bad Gögging und Aicholding.

    St. Stephan in Auburg an der Donau:

    Romanischer Saalbau aus Granitquaderwerk, heute verputzt, mit eingezogener, halbrunder Apsis und Halbkuppel, aus der 2. Häfte des 12. Jahrhunderts. An der Südseite zwei Rundbogenfenster, darüber Mauerteil eines einstigen Obergeschoßes. Romanisches Südportal mit Rundbogen, später spitzbogig verkleinert. Filigraner Portalschmuck aus der Erbauungszeit, übereinander angeordnete Blendarkaden, Halbsäulchen mit Schaftring und Würfelkapitellen. Innen Holztafeldecke, barocke Innenausstattung, Seitenaltäre mit spätgotischem Figurenschmuck, Renaissancekanzel. Sakristei und Dachreiter von 1898.

    St. Ulrich und Wolfgang in Tiefenthal bei Wörth an der Donau:

    Ursprünglich zweigeschoßige Kapelle des 12. Jahrhunderts mit überwölbter Rundapsis, malerisch auf einem Bergrücken über der Donau gelegenen. Reste einer Wall-Graben-Anlage. Auf eine Doppelkapelle mit zwei Altären weist das doppelte Patrozinium hin, allerdings könnte ein profanes Obergeschoß nachträglich zum Sakralraum umgestaltet worden sein. Starke barocke Umformung. Apsis-Kalotte des vormaligen Obergeschoßes durch eine Flachdecke des 17. Jahrhundert verdeckt.

    St. Ägidius in Katzberg bei Cham:

    Romanische Chorturmkirche von beträchtlicher Höhe, an einem abgegangenen Edelsitz, einst mit diesem verbunden durch einen überdachten Holzsteg und einem Einstieg an der Nordwand, erkennbar auf einem Stich von M. Wening aus dem 18. Jahrhundert (siehe weiter unten). Romanische Kragsteine und Konsolen an den Außenwänden. Ein weiterer Obereinstieg an der Westwand.

    St. Stephan in Hatzelsdorf bei Zell:

    Die in der Tonne gewölbte, heute in ein Bauernhaus integrierte und zum Wohnraum umgewandelte Kapelle ist in Großquadern erbaut und besaß bei beträchtlicher Höhe einst einen Obereingang von außen, innen erkennt man noch heute eine gefasste Einstiegsöffnung zu einem Geschoß oberhalb der Gewölbetonne.


    [01] Zu diesen baulichen Merkmalen zählen: Sorgfältige Quaderbauweise, hohe Mauerstärken, die über das statisch Notwendige hinausgehen, ungewöhnliche Höhe der Kirche in Bezug auf Grundriss oder Fensteranordnung, erhöhte Obereingänge im Westteil, gemauerte Westemporen, Aufgänge innerhalb der Mauerstärke, Mauersprünge und Stützenbild, welche auf eine abgetragene Zwischendecke hinweisen, Lichtscharten, hohe Rundbogenfenster und Okuli unter den Traufkanten, relativ niedrige Disposition der Fenster des Kirchenraums, Aufmauerungen über der Apsis, Diskrepanz zwischen Höhe der Apsis und des Kirchenschiffs u. a. Daneben spielten auch die Disposition an einem Edelsitz, auf einer Geländekante, innerhalb eines Ringgrabens und die Einordnung in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts eine gewisse Rolle. Die Einstufung als potentielle Obergeschoßkirche erfolgte jedoch nur, wenn nicht nur eines, sondern immer mehrere der genannten Kriterien vorlagen.

     

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